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Ist Fluorid schädlich? Was Studien sagen
Fluor ist gefährlich, Fluorid wichtig für unsere Gesundheit. Zwei Buchstaben, die einen großen Unterschied machen. Das ist verwirrend und einigen Menschen fällt es schwer, auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Fluorid zu vertrauen. Zu sehr schüren Berichte über mögliche Folgeschäden Ängste. Dabei belegen rund 300.000 Studien, dass Fluorid sich nicht negativ auf die Gesundheit auswirkt, sondern im Gegenteil unser Kariesrisiko um 40 Prozent senken kann. Wir erklären, warum Fluorid wichtig ist und wie und in welchen Mengen es verwendet werden sollte.
Was ist der Unterschied zwischen Fluor und Fluorid?
Fluor ist ein Halogen und in der Tat sehr schädlich: Das Gas kann bereits in kleinsten Mengen in der Luft unsere Augen und Lungen verätzen. Es ist so gefährlich, weil es sehr reaktiv ist, also mit anderen Stoffen sehr leicht reagiert. Aus genau diesem Grund kommt es aber in der Natur in seiner Reinform überhaupt nicht vor. Natürlicherweise finden wir es nur in gebundener Form, wie etwa in der Verbindung mit Natrium als Natriumfluorid in unserer Zahnpasta. Dieses Salz hat ganz andere Eigenschaften als das Gas Fluor. Aber ist es völlig unschädlich? Wer im Internet nachliest, stößt schnell auf Berichte, die behaupten, Fluorid würde das Gehirn schädigen und sei verantwortlich für allerhand Erkrankungen.
Ist Fluorid schädlich?
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht`s, dass ein Ding kein Gift sei.“ Dieser berühmte Satz von Paracelsus trifft auch hier zu. Mit Natriumfluorid ist es ebenso wie mit Natriumchlorid, unserem Kochsalz: Auch das hat mit dem Chlor im Schwimmbadwasser nicht viel zu tun und wir salzen bereitwillig unser Essen damit. In sehr hohen Dosen würde Natriumfluorid ebenso wie Natriumchlorid Symptome wie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, gibt jedoch Entwarnung: „Man müsste einem kleinen Kind schon eine ganze Tube Zahnpasta verabreichen, um Erbrechen auszulösen.“ Beim Zähneputzen nimmt man jedoch nur eine sehr kleine Menge an Zahnpasta, von der man das meiste auch wieder ausspuckt. Laut Bundeszahnärztekammer ist Fluorid einer der am gründlichsten untersuchten Wirkstoffe und sogar zehnmal weniger „giftig“ als Kochsalz.
Wie entsteht Karies?
In unserem natürlichen Zahnbelag leben Bakterien. Nehmen wir Zucker zu uns, nehmen diese Bakterien ihn ebenfalls auf, verstoffwechseln ihn und produzieren Säuren. Die schädigen unsere Zähne, weil sie Mineralien aus unserem Zahnschmelz herauslösen und so die Entstehung von Karies begünstigen. Diesem Prozess kann Fluorid entgegensteuern, wie Mai Thi Ngyuen-Kim in ihrem Buch „Komisch, alles chemisch“ erklärt. Die Chemikerin und Moderatorin von „Quarks & Co“ räumt darin mit dem Vorurteil auf, Fluorid sei gesundheitsschädlich. Unser Zahnschmelz besteht zu einem großen Teil aus Hydroxylapatit, das sehr empfindlich auf Säuren reagiert. Putzen wir uns nun mit fluoridhaltiger Zahnpasta die Zähne, dringt das Fluorid in den Zahnschmelz ein und schmeißt dafür Hydroxid-Ionen hinaus. Und das ist gut: „Denn durch diesen Tausch entsteht an der Zahnoberfläche eine hauchdünne Schicht eines festeren, stabileren Minerals namens Fluorapatit, dem Säuren nicht mehr viel anhaben können“, schreibt Ngyuen-Kim. „Haifischzähne bestehen übrigens zu fast 100 Prozent aus Fluorapatit. Deswegen sind Haifischzähne besonders fest und Haifischbisse besonders schmerzhaft.“ Außerdem fördert Fluorid die Remineralisation des Zahnes.
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Die Studienlage
„Die Studienlage ist eindeutig: Aus über 600 internationalen Studien geht hervor, dass Fluorid einer der wesentlichen Faktoren ist, warum Karies in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist.“, sagt Zahnmediziner Dietmar Oesterreich. Er weiß um die Skepsis vieler Menschen in Bezug auf den Inhaltsstoff und betrachtet sie mit Besorgnis. „Fluorid ist sehr wirksam und sehr einfach anzuwenden. Wenn viele Menschen darauf verzichten würden, könnte Karies wieder zu einer ernstzunehmenden Erkrankung werden.“ Besonders kritisch sieht er, wenn Eltern für ihre Kinder entscheiden, auf Fluorid zu verzichten. „Grundsätzlich sollte zweimal täglich mit fluoridhaltiger altersgerechter Zahnpasta geputzt werden“, rät Oesterreich. Altersgerecht heißt: „In Zahncreme für Erwachsene sollten 1.000 bis 1.500 ppm Fluorid enthalten sein, in Zahnpasta für Kinder bis 6 Jahre 1.000 ppm.“ Manche Länder wie die USA fluoridieren das Trinkwasser, um eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Deutschland hat sich gegen diese Maßnahme entschieden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät allerdings zur Verwendung von fluoridhaltigem Kochsalz. In der Apotheke oder im Drogeriemarkt gibt es außerdem Fluoridgele und fluoridierte Mundspüllösungen zu kaufen, die einmal wöchentlich aufgetragen werden sollen. „Ich würde immer mit dem Zahnarzt darüber sprechen, ob das nötig ist“, sagt Oesterreich. Bei einem erhöhten Kariesrisiko kann das der Fall sein. Sogenannte „White Spots“, weiße Flecken auf den Zähnen sind unter anderem ein Zeichen für Entkalkung. Dann ist eine zusätzliche Fluoridanwendung sinnvoll. Verfärbungen auf den Zähnen können allerdings auch ein Zeichen von Fluorose sein. Die entsteht, wenn zu viel Fluorid verwendet wurde. „Das ist allerdings sehr selten und ein rein ästhetisches Problem“, weiß der Experte.
Tabletten für Kleinkinder
Viele Kinder erhalten in den ersten Lebensjahren Fluoridtabletten, meist in Verbindung mit der Vitamin-D-Prophylaxe. Ob das nötig ist, darüber diskutieren auch Fachleute. „Fluorid wirkt topisch, also am besten direkt auf der Zahnoberfläche“, erklärt Oesterreich. Damit Fluoridtabletten richtig wirken, müssten sie gelutscht werden. „Bei einem 0-2-jährigen Kind wird diese Empfehlung kaum umsetzbar sein. Die wichtige Vitamin-D-Prophylaxe kann jedoch auch ohne die Kombination mit Fluorid erfolgen. „Wichtig ist, bei Beginn des Durchbruchs des ersten Zahnes mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta zu putzen.“ Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät, ab diesem Zeitpunkt nur eine Form der Fluoridprophylaxe bei Kindern zu verwenden, also entweder fluoridhaltige Zahnpasta oder Tabletten.
Was enthält eine Zahnpasta?
Fluorid: In den meisten Zahncremes ist Natriumfluorid als Kariesprophylaxe enthalten. In wenigen stattdessen Aminfluorid oder eine Kombination aus beiden. Es gibt jedoch auch Zahnpasta ohne Fluoridzusatz. Die Bundeszahnärztekammer rät ausdrücklich zu fluoridhaltigen Cremes. Stiftung Warentest bewertet grundsätzlich alle Zahncremes ohne Fluorid mit „mangelhaft“. „Natriumfluorid ist die bewährteste Form der Fluoridverbindung“, sagt Zahnmediziner Dietmar Oesterreich.
Schleifkörper: Sie sorgen dafür, dass Beläge beim Putzen abgerieben werden. Je nach Zahnpasta unterscheiden sich die Putzkörper in Konsistenz und Größe. Meist wird kalziumfreie Kieselerde verwendet, die mit Fluorid nicht interagieren kann. Spezielle Whitening-Zahncremes, die die Zähne weißer machen sollen, können sehr abrasiv sein und den Zahnschmelz unter Umständen angreifen. Je höher der sogenannte RDA-Wert, desto mehr Schleifkörper enthält die Paste.
Tenside: Sie sorgen dafür, dass die Zahncreme beim Putzen schön aufschäumt und so auch an versteckte Stellen gelangt. Sie sorgen also dafür, dass man gründlicher putzen kann – und mehr Spaß dabei hat.
Aromen und Geschmacksstoffe: Menthol- oder Pfefferminzöl sorgen für ein frisches Gefühl nach dem Zähneputzen.
Sonstige Inhaltsstoffe: Gegen Parodontitis oder schmerzempfindliche Zähne enthalten manche Zahncremes zum Beispiel Triclosan oder Pyrophosphat. Außerdem sind meist Konservierungsstoffe und Feuchthaltemittel enthalten. Spezielle Zahncremes enthalten auch Vitamin B12 als Zugabe. Sie eignen sich für Veganer, die häufig an einem Mangel an Vitamin B12 leiden. Das Vitamin wird über die Mundschleimhaut gut aufgenommen.