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Kasachstan – das vielleicht vielfältigste Land der Erde

Kasachstan, das Nachbarland der Mongolei: Ist es eine Reise wert? Auf jeden Fall! Spektakuläre Naturwunder, die reiche Geschichte des Landes und seine Nomadenkultur machen es für Backpacker Niklas Bahn zu einem Must-Have für Zentralasienreisende.

Ab nach Kasachstan!

„Wie kommt man denn bitte auf die Idee, Kasachstan zu bereisen?“ Diese Frage habe ich öfters von meinen Freunden und Bekannten gehört. Während meiner 7-jährigen Rucksackreise durch 70 Länder hörte ich immer wieder begeisternde Geschichten über Zentralasien. Die einen erzählten von der abgefahrenen Hauptstadt Kasachstans, die anderen von ausgedehnten Wanderungen durch unberührte Natur in Kirgistan. Wieder andere berichteten von ihren Erlebnissen auf dem Pamir Highway in Tadschikistan.

So viele Backpacker können doch nicht falschliegen, dachte ich mir und plante meine Reise nach Zentralasien. Letztendlich kombinierte ich die Reise nach Kasachstan mit anderen Ländern. Ich begann die Reise mit einem 17-tägigen Aufenthalt in Kasachstan, bevor es für 25 Tage nach Kirgistan und für 15 Tage nach Tadschikistan ging.

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Kasachstan ist sieben Mal größer als Deutschland

Kasachstan ist das flächenmäßig neuntgrößte Land der Erde, und Deutschland würde mehr als sieben Mal in den Staat passen. Im Dezember 1991 erklärte das Land seine Unabhängigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion und mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern ist es einer der am dünnsten besiedelten Staaten der Erde. Die Amtssprachen sind Kasachisch und Russisch.

Reise- und Sicherheitshinweise

Vor Ihrer Reise empfehlen wir, die aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise für Kasachstan auf der offiziellen Website des Auswärtigen Amts zu überprüfen.

https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/kasachstan-node/kasachstansicherheit/206342

Astana – zwischen futuristischer Skyline und natürlicher Pracht

Als Backpacker wage ich mich mit einem 7-stündigen Flug von Deutschland in die Hauptstadt Kasachstans. Mein temporäres Zuhause ist ein lebhaftes Hostel mit einem Mehrbettzimmer, von dem ich mir erhoffe, international Reisende zu treffen. Überraschenderweise treffe ich jedoch nur wenige Gleichgesinnte und keinen einzigen Deutschen. Der Großteil der Gäste sind Kasachen, die es aufgrund der hohen Mieten vorziehen, in der günstigen Unterkunft zu wohnen.

Die ersten beiden Tage verbringe ich damit, die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Astana beeindruckt mich mit seiner modernen Architektur, darunter der Baiterek Tower, das Wahrzeichen der Stadt.

Die Hauptmoschee der Republik in Astana

Während meiner Fahrradtour fällt mir auf, dass es sehr viele Moscheen in Astana gibt. Sowohl die Nur-Astana-Moschee als auch die Hauptmoschee der Republik sind beeindruckende Sakralbauten, die bis zu 35.000 Gläubigen gleichzeitig Platz bieten.

Weitere skurrile Sehenswürdigkeiten sind die Pyramide des Friedens und der Eintracht, das Nationalmuseum, das Gelände der Expo 2017, das Khan Shatyr Entertainment Center sowie der Präsidentenpalast.

Atemberaubende Naturkulisse im Burabay Nationalpark

Bei einem Tagesausflug erkunde ich den Burabay Nationalpark. Ich reise mit einem Sammeltaxi an, was sich als abenteuerlich herausstellt, da der Fahrer mir auf der 3-stündigen Fahrt interessante Geschichten über seine Familie erzählt.

Im Nationalpark angekommen, tauche ich in eine atemberaubende Naturkulisse ein. Ich wandere stundenlang durch üppige Wälder und kleine Erhebungen. Ich genieße die klare Luft weit weg von der nächsten Großstadt und kann am Ufer des Borovoye Sees nicht widerstehen, ein erfrischendes Bad zu nehmen. Für die Rückreise entscheide ich mich für den Zug, der mir ermöglicht, die weite Steppe Kasachstans zu bewundern.

Almaty – wo Natur auf Urbanität trifft

Die 18-stündige Zugfahrt von Astana nach Almaty ist einerseits eine unvergessliche Reise durch die kasachische Landschaft, andererseits auch sehr anstrengend. Ich reserviere nämlich kein Bett und verbringe die Nacht auf einem Sitzplatz in einem überfüllten Abteil der dritten Klasse – alles nur, um 20 Euro zu sparen. Typisch Backpacker eben!

Zwischen den lebhaften Gesprächen der Mitreisenden und dem lauten Rattern des Zuges versuche ich, auf den harten Sitzen etwas Schlaf zu finden. Der Sonnenaufgang enthüllt majestätische Berglandschaften, die die Strapazen der Nacht vergessen lassen.

„Zwei Stunden kämpfe ich mich die Schotterstraße nach oben in Richtung des Bergsees auf 2.510 Metern Höhe.”

Die Reise durch den Süden von Kasachstan beginnt mit drei aufregenden Tagen in Almaty, der einstigen Hauptstadt Kasachstans. Die Stadt beeindruckt nicht nur durch die Tien-Shan-Berge, sondern auch durch eine faszinierende kulturelle Geschichte. Mit über 1,9 Millionen Einwohnern ist die Stadt ein bedeutendes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Am ersten Tag fahre ich mit dem Linienbus zum Ausgangspunkt der Wanderung, zum Großen Almaty See. Zwei Stunden kämpfe ich mich die Schotterstraße nach oben in Richtung des Bergsees auf 2.510 Metern Höhe.

Oben angekommen stehe ich vor einem großen blauen See, umringt von schneebedeckten Bergen. Anstelle zurück zur Bushaltestelle zu laufen, mache ich es mir auf dem Rückweg einfacher und strecke dem ersten Autofahrer meinen Daumen entgegen. Auch wenn der Fahrer und ich beide keine gemeinsame Sprache haben, versteht er meinen Wunsch, mich zurück nach Almaty mitzunehmen.

Die letzten Tage versprechen eine unvergessliche Zeit zu werden, da meine Mutter für den kommenden Reiseabschnitt aus Deutschland anreist. Almaty hat so viel zu bieten: von der Panfilov Avenue mit ihrer prächtigen Zenkov-Kathedrale bis zum historischen Zentrum mit dem Zelyony Bazar – einem quirligen Markt, der die lokale Lebensweise einfängt.

Roadtrip zu den Naturwundern im Südosten Kasachstans

Ich muss zugeben, dass es etwas Überzeugungsarbeit gekostet hat, meine Mutter dazu zu bewegen, mich ins unbekannte Kasachstan zu begleiten. Zum Glück vertraut sie auf meine Expertise als Vollzeit-Backpacker in den letzten Jahren und begibt sich mit mir auf diesen abwechslungsreichen Roadtrip.

„Die weiten, offenen Landschaften bieten uns einen Einblick in die Nomadenkultur, die hier seit Jahrhunderten besteht.”

Am ersten Tag steuere ich unseren Geländewagen über das faszinierende Assy-Plateau. Die weiten, offenen Landschaften bieten uns einen Einblick in die Nomadenkultur, die hier seit Jahrhunderten besteht. Traditionelle Jurten neben der unbefestigten Straße zeugen von der Lebensweise der Nomadenvölker, die sich perfekt an die Herausforderungen dieser Umgebung angepasst haben. Kinder in traditionellen Gewändern spielen, und Pferde grasen vor den weißen Zelten, die traumhaft in der grünen Umgebung platziert sind.

Das Wiehern von wilden Pferden weckt uns am nächsten Morgen. Den ganzen Tag fahren wir weiter durch diesen abgelegenen Teil von Kasachstan, und meine Mutter betet auf dem Beifahrersitz, dass wir weder einen Motorschaden noch einen Platten bekommen.

Kolsai, Kaindy und Charyn – ein wahnsinnig schönes Trio

Blick auf den Kaindy-See

„Umgeben von Kiefernbäumen ragen aus dem klaren Wasser des Sees die versteinerten Stämme toter Bäume empor.”

Kaindy-See

Wir wagen uns weiter mit dem Mietwagen auf unbefestigten Straßen ins Abenteuer und erreichen am nächsten Tag den Kaindy-See. In meinen 87 bereisten Ländern habe ich viele Wasserflächen gesehen, aber dieser See erweist sich als ein wahrlich einzigartiges Juwel. Umgeben von Kiefernbäumen ragen aus dem klaren Wasser die versteinerten Stämme toter Bäume empor.

Wir können nicht widerstehen, die Umgebung auch auf Kasachstans beliebtestem Fortbewegungsmittel zu erkunden – auf einem Pferderücken. Ein einheimischer Führer begleitet uns auf dieser unvergesslichen Reittour, die es uns ermöglicht, die Schönheit dieses Naturwunders in vollen Zügen zu genießen.

Die drei Kolsai-Seen

Die drei Kolsai-Seen stehen in den kommenden Tagen auf dem Programm. Der Parkplatz befindet sich direkt am ersten See, aber der zweite und dritte sind nur über Wanderwege zu erreichen. Ich entscheide mich dazu, in fünf Stunden zum zweiten See auf 1.818 Metern zu laufen, während Mama es vorzieht, im Café am ersten See bei einem guten Hörbuch auf mich zu warten. Die Wanderung durch die raue Natur ist abenteuerlich, und die grünen Wiesen, die von schneebedeckten Bergen umrahmt sind, bieten einen atemberaubenden Anblick. Glücklich kehren wir auch an diesem Abend zu unserer Herberge in Saty zurück, wo wir einheimische Speisen wie Beschbarmak genießen.

Der Charyn Canyon – der kleine Bruder des Grand Canyon

Unser Abenteuer im Südosten Kasachstans führt uns weiter zum Charyn Canyon, der oft als der kleine Bruder des Grand Canyon bezeichnet wird. Er bezaubert uns Backpacker mit seinen roten Felsen und tiefen Schluchten. Diese Gegend ist seit Jahrhunderten von Nomaden bevölkert, und die Schluchten dienten oft als Schutz vor den Elementen. Die Ruhe und Stille dieser Orte schaffen eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit. Dabei brennt die Sonne bei knapp 40 Grad Celsius erbarmungslos auf die roten Felsen nieder, und der heiße Wind weht durch die Schluchten.

Es wirkt surreal, dass wir vor einigen Tagen noch durch die Berge vorbei an Gebirgsseen spazierten und uns jetzt durch einen kleinen Teil des 150 Kilometer langen Canyons bewegen. Die Wanderung bietet atemberaubende Ausblicke, und die Anstrengung wird durch die Sichtung einheimischer Tiere belohnt. Adler kreisen am Himmel, und kleine Eidechsen bewegen sich geschickt entlang der steilen Felswände.

Der Charyn Canyon

Altyn-Emel-Nationalpark – das atemberaubende Highlight Kasachstans

Unsere Entdeckungsreise setzt sich fort, als wir in Richtung des Nationalparks Altyn-Emel aufbrechen. Dieser Park ist zum einen für die singende Sanddüne und zum anderen für die bunten Berge bekannt. Wie so oft sind wir die einzigen Touristen, die in der weiten Steppe Kasachstans unterwegs sind. Nach einer langen Fahrt kommen wir schließlich zum Parkplatz der singenden Düne. Mitten im Nationalpark steht eine riesige Sanddüne, wie ich sie sonst nur in der Wüste in Namibia gesehen habe.

Mit großem Spaß erklimmen wir die Anhäufung von Sand und wollen natürlich auch wissen, ob die Düne ihren Namen zu Recht trägt. Wir können unseren Ohren nicht trauen, als wir auf unserem Hinterteil die Sanddüne hinabrutschen. Denn auch nachdem wir wieder zum Stillstand kommen, ist für mehrere Sekunden ein quietschendes Geräusch zu hören. Es wirkt so, als würde die Düne unter uns anfangen zu singen, als wir den Sand unter uns durch Rutschen in Bewegung bringen.

„Diese Berge verzaubern uns mit ihren bunten Formationen aus lebhaftem Rot, kräftigem Gelb und warmem Ocker. ”

Nach 118 Kilometern Fahrt über eine unermüdliche Piste, übersät von Schlaglöchern, erreichen wir nicht nur das Highlight des Nationalparks, sondern auch unserer gesamten Reise: die bunten Aktau-Berge. Diese Berge verzaubern uns mit ihren bunten Formationen aus lebhaftem Rot, kräftigem Gelb und warmem Ocker. Wir können diesem Zauber nicht widerstehen und bauen in dieser unfassbar schönen Landschaft unser Zelt auf.

Einen ganzen Tag nehmen wir uns Zeit, ohne einen anderen Touristen durch die Berge wandern zu sehen, die sich vor uns bis zum Horizont erstrecken. Obwohl sich die Berge nur etwa zwei Autostunden von dem nächsten Dorf entfernt befinden, kommen wir uns vor, als ob wir gerade einen neuen Planeten erkunden würden.

Atemberaubend schön: die bunten Aktau-Berge

Abschied nehmen von einem der größten Abenteuer in Zentralasien

Die Rückfahrt nach Almaty verläuft nach den ersten zwei Stunden wieder auf einer asphaltierten Straße. Auf halbem Weg zurück nach Almaty übernachten wir im verträumten Konaev. Bei einem abendlichen Spaziergang durch das Dorf lassen wir unseren 8-tägigen Roadtrip Revue passieren und sind dabei von der Abwechslung der Naturhighlights begeistert. Unsere erlebnisreiche Reise durch Kasachstan bietet nicht nur spektakuläre Naturwunder, sondern auch tiefgreifende Einblicke in die reiche Nomadenkultur und Geschichte des Landes.

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Das 1.300 Kilometer lange Abenteuer offenbart uns die Schätze Kasachstans in all ihrer Pracht und schweißt uns als Mutter-Sohn-Gespann eng zusammen. Nach der Abgabe des Mietwagens fahren wir mit dem Bus über die Grenze nach Bischkek. Meine Mutter fliegt von der Hauptstadt Kirgistans wieder zurück nach Hause, während ich mich auf den nächsten Reiseabschnitt vorbereite. Meine Backpacking-Tour durch Zentralasien soll noch nicht zu Ende sein, da 25 Tage in Kirgistan und 15 Tage in Tadschikistan noch vor mir liegen.

Niklas Bahn

Reiseblogger

Niklas Bahn ist zwar noch jung, hat aber bereits seit vielen Jahren einen Traum: Irgendwann möchte er alle 193 Länder der Welt bereist haben. Mehr als 79 – 40 Prozent – hat er inzwischen schon geschafft. Australien, Malawi, Hawaii, Indien und viele andere Länder mehr zählen dazu. Für Envivas verfasst er Reiseberichte und gibt Gesundheitstipps.