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Malaria: Verbreitung, Diagnose, Therapie (und Medikamente)

Sie wurde schon in den ägyptischen Mumien nachgewiesen, auch wenn ihre Ursache damals noch nicht geklärt war. Heute gilt sie als bedrohlichste parasitäre Erkrankung weltweit. Die Rede ist von Malaria. Nicht zu Unrecht wird die gefährliche Krankheit seit jeher mit „ungesunden“ Sumpfgebieten in Zusammenhang gebracht, daher hat sie auch ihren Namen: Mal´aria bedeutet auf italienisch „schlechte Luft“. Das französische Wort für Malaria heißt „Paludisme“, „palus“ kommt aus dem Lateinischen und heißt „Sumpf“.

Jedes Jahr erkranken weltweit Millionen Menschen an Malaria, mehrere Hunderttausend sterben Jahr für Jahr an ihren Folgen – darunter viele in den Tropen lebende Menschen, aber auch immer wieder Reisende. 

In diesem Artikel erfahren Sie, wie eine Malaria diagnostiziert wird, welche Symptome im Krankheitsverlauf auftreten, welche Therapien es gibt – aber auch mehr über die Verbreitungsgebiete und wie Sie sich im Vorfeld einer Reise gegen Malaria schützen können. 

Wie wird eine Malaria diagnostiziert?

Eine Blutuntersuchung ist obligater Standard: Schon mit einem sehr kleinen Blutstropfen kann ein spezieller Ausstrich (ein dicker Tropfen, franz. „goutte épaisse“, engl. „thick film“) angefertigt und gefärbt werden. Unter dem Mikroskop lassen sich die kleinen Erreger ausfindig machen und quantifizieren. Ein dünnerer Ausstrich dient meist der genauen Identifizierung der Einzeller-Spezies.

Ohne Strom und Mikroskop lässt sich eine Malaria heute sogar mit Schnelltests diagnostizieren. Dabei wird ein kleiner Tropfen Blut auf einen Träger aufgebracht und mit einer Reaktionslösung beträufelt. Nach wenigen Minuten ist die Diagnose sicher. Meistens zeigen diese Tests die Art der Erreger an. 

Stehen diese Möglichkeiten innerhalb kurzer Zeit nicht zur Verfügung, so muss eine Behandlung auf Verdacht hin erfolgen – die Diagnose lässt sich in den Folgetagen dann noch absichern. Moderne molekulargenetische Methoden wie die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) sind für die akute Diagnose heute noch nicht geeignet, weil sie mehrere Stunden dauern und vergleichsweise teuer sind, aber sie sind sehr viel sensitiver und spezifischer als traditionelle Verfahrensweisen.

Warum ist eine schnelle Diagnose und Behandlung so wichtig?

Der Malaria-Erreger lebt in den inneren menschlichen Organen und roten Blutkörperchen, wo er sich ungeschlechtlich rapide vermehrt. Die Vermehrung der Erreger in der Leber und der anschließende Befall der roten Blutkörperchen führen zu einer komplexen Reaktion des Immunsystems, zum Versagen der inneren Organe und des Hirns und schließlich zum Tod innerhalb weniger Tagewenn keine Behandlung stattfindet. Deshalb ist es so wichtig, schnell zu agieren. Wie bereits beschrieben, sollte im Zweifelsfall immer schon mit einer Behandlung auf Verdacht begonnen werden. Warten ist keine Option.

Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind insbesondere bei der Malaria tropica – die für den Menschen gefährlichste Malariaform – von enormer Dringlichkeit. Auch die WHO (Weltgesundheitsorganisation), an deren Behandlungslinien sich alle Industrieländer und Fachgesellschaften anlehnen, gibt eine hohe Standardisierung beim Einsatz der Medikamente vor. 

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Einstufung der Malaria als Grundlage für die Therapie

Eine Malaria wird grundsätzlich als kompliziert eingestuft, wenn:

  • die Parasitenzahl im Blut hoch ist,
  • bereits Organkomplikationen vorhanden sind,
  • eine ausgeprägte Blutarmut besteht
  • oder es starke Veränderungen anderer Laborwerte gibt.

Welche Arten von Malaria gibt es?

Malaria wird durch verschiedene Erreger-Formen hervorgerufen. Es wird im Grunde zwischen drei Arten von Malaria unterschieden:

Malaria-ArtErreger-ArtEigenschaft
Malaria tropicaPlasmodium falciparumSie ist die gefährlichste Infektion für den Menschen.
Malaria tertianaPlasmodium vivax/ovaleIhre Eigenart: Aus den Leberformen des Erregers heraus können immer wieder Rückfälle auftreten, wenn keine sachgerechte Behandlung erfolgt.
Malaria quartanaPlasmodium malariaeSie ist vergleichsweise ungefährlich, kann aber auch nach vielen Jahren noch auftreten.

Und es gibt eine weitere, aber sehr seltene Art, hervorgerufen durch den Erreger Plasmodium knowlesi. Sie kommt nur in bestimmten Regionen Südostasiens vor und ähnelt der Malaria tropica.

Wie gestaltet sich der Malaria-Krankheitsverlauf – welche Symptome?

Die Malaria-Erreger können sich nach einem Mückenstich, der zu dem Einbringen der einzelligen Parasiten (den sogenannten Sporozoiten) führt, schnell in der Leber des Menschen vermehren und dann massenhaft rote Blutkörperchen befallen und zerstören. Erste akute Anzeichen für eine Erkrankung sind hohes Fieber (mind. 39 Grad), Schüttelfrost, Schweißausbruch und starke Abgeschlagenheit.

Bei maximal einem Drittel der Patienten treten zudem Magen-Darm-Symptome wie Durchfall oder Erbrechen auf. Manchmal gehen diesen akuten Krankheitszeichen schon etwa zwei Tage vorher Müdigkeit, Kopfweh, Gliederschmerzen und Appetitlosigkeit voraus.

Krankheitsverlauf der Malaria tropica

Eine Fieberrhythmik, wie sie für die milderen Malariaformen manchmal typisch sein kann (Malaria tertiana alle zwei, Malaria quartana alle drei Tage Fieber), kommt bei der Malaria tropica und bei der Infektion mit Plasmodium knowlesi kaum vor: Hier ist das Fieber vollkommen unregelmäßig. Manche Menschen denken bei diesen Fieberattacken daher nicht an Malaria, was jedoch fatale Folgen haben kann.

Durch die Aktivierung unseres Immunsystems und die schnelle Vermehrung der Erreger verläuft die Malaria tropica besonders akut und wird innerhalb von wenigen Tagen (ca. zwei bis acht) zu einer lebensbedrohlichen Krankheit – wenn sie unbehandelt bleibt oder eine Prophylaxe nicht durchgeführt wurde. Die Zerstörung der roten Blutkörperchen führt zu einer akuten Blutarmut (Anämie). Da die Parasiten und die zerstörten Blutkörperchen die kleinen Blutgefäße des Kreislaufsystems „verstopfen“, kommt es zu einer Schädigung der inneren Organe wie Niere, Leber, Herz, Lunge und des Gehirns mit entsprechenden Funktionsausfällen bis hin zum Schock. Ein solches Multiorganversagen muss intensivmedizinisch behandelt werden und kann, je nach Anzahl der Parasiten, zum Tod führen.

Der rapide Verlauf der Malaria tropica und der Knowlesi-Infektion machen eine schnelle Diagnosestellung (an die Ärzte und Patienten nach einem Tropenaufenthalt immer denken sollten) und die Einleitung einer korrekten Behandlung so wichtig.

Die anderen Malariaformen verlaufen eher milde und langsamer und führen selten zu bedrohlichen Komplikationen.

Die Übertragung im Detail

Wenn die Mücke einen Menschen sticht, der schon mit Malaria infiziert ist, nimmt die Mücke bei ihrer Blutmahlzeit unbemerkt weibliche und männliche Geschlechtsformen des Malariaerregers vom Menschen auf. Aus ihnen entwickeln sich dann im Insekt innerhalb von sieben bis dreißig Tagen Tausende von einzelligen Parasiten, den sogenannten Sporozoiten. Diese werden dann mit dem Stich des nächsten Menschen injiziert – und führen zur Malariaerkrankung. Die Grafik verdeutlicht diesen Prozess.

Krankheitsverlauf der Malaria tertiana

Die Malaria tertiana klingt – wenn sie nicht behandelt wird, keine schwerwiegenden Grundkrankheiten vorliegen und der Patient noch kein hohes Alter erreicht hat – nach ein paar Wochen bis Monaten von allein ab. Durch besondere Dauerformen in der Leber (Hypnozoiten, „Schläfer“), die speziell behandelt werden müssen, kann es jedoch zu zahlreichen Rückfällen in den Monaten und Jahren nach der Infektion kommen.

Krankheitsverlauf der Malaria quartana

Diese Form klingt unbehandelt nach drei bis 20 Fieberanfällen von allein ab. Sie kann dann lange unbemerkt im Körper verbleiben, bis erneute, meist milde Fieberanfälle auftreten – manchmal sogar noch nach Jahrzehnten. Typisch für diese Patienten ist eine deutlich vergrößerte Milz, was gelegentlich zur Diagnosestellung führt.

Malaria-Krankheitsverlauf: welche Inkubationszeiten?

Malaria tropica

Erreger: Plasmodium falciparum und Plasmodium knowlesi

Hier beträgt die Inkubationszeit mindestens sieben Tage bis zwei Monate, selten jedoch länger. Bei Personen, die in Malariagebieten aufgewachsen sind und eine Teilimmunität ausgebildet haben, kann die Krankheit noch nach mehreren Jahren ausbrechen. Bei einer Teilimmunität kann das körpereigene Immunsystem die Infektion zwar nicht verhindern, hält jedoch die Auswirkungen der Erkrankung zurück.

Malaria tertiana

Erreger: Plasmodium vivax und ovale

Die Inkubationszeit beträgt hier mindestens zwölf bis durchschnittlich 20 Tage, sie kann sich aber über ein Jahr oder länger erstrecken. Verläuft der erste Krankheitsschub sehr milde, fällt die Infektion manchmal sogar erst nach dem zweiten oder dritten Monat auf.

Malaria quartana

Erreger: Plasmodium malariae

Nach der Übertragung beträgt die durchschnittliche Inkubationszeit hier 18 bis 50 Tage. Auch bei dieser Form kann die erste Manifestation sehr milde verlaufen, wodurch sie eventuell nicht als ernsthafte Erkrankung wahrgenommen wird. Wenig bedrohliche Rückfälle können noch 50 Jahre nach der eigentlichen Infektion auftreten.

Die Tücke der Mücke

Die für den Menschen bedeutsamen Malaria-Arten werden in der Natur durch den Stich von weiblichen Anopheles-Mücken vom Menschen aufgenommen bzw. auf den Menschen übertragen. 

Es gibt weltweit 480 Arten von Anopheles-Mücken (auch Fieber- oder Gabelmücken genannt). Selbst in der Arktis kommen sie vor. Ungefähr vierzig Arten übertragen Malaria. Diese Mücken haben sich sehr gut an die verschiedenen Umweltbedingungen angepasst. Anopheles-Weibchen lieben die Dämmerung und die Nacht; in dieser Zeit nehmen sie gerne eine Blutmahlzeit zu sich, die sie brauchen, um dann nach zwei bis drei Tagen ihre Eier abzulegen. Einige Arten sind auf das Innere von Häusern und die darin schlafenden Menschen spezialisiert, andere leben lieber draußen. Ihr Flugradius beträgt zwei bis drei Kilometer, ihre Lebensdauer drei bis acht Wochen. 

Übrigens: Den eher seltenen, in Südostasien vorkommenden Malaria-Erreger Plasmodium knowlesi nimmt die Mücke vom Affen auf und überträgt ihn dann auf den Menschen.

Wie sieht die Malaria-Therapie aus?

Die Gabe der entsprechenden Medikamente erfolgt intravenös und im Krankenhaus – in der Regel auf einer Intensivstation. Bei leichteren Malariafällen und geringem Befall der Blutkörperchen durch die Parasiten kann eine Tablettenbehandlung – manchmal auch ambulant – erfolgen. Hier ist es aber erforderlich, den Zustand des Patienten sowie die Anzahl der Parasiten im Blut in engen Abständen zu kontrollieren.

Grundsätzlich gilt: Die Malaria-Erreger können immer eine Resistenz oder Teilresistenz gegenüber Medikamenten aufweisen – und zwar gegenüber allen Medikamenten. Das ist heute nahezu weltweit bei dem klassischen Chloroquin (Resochin® oder Weimerquin®) und bei Sulfonamiden wie dem Fansidar® der Fall. Aufgrund seiner unangenehmen und teils schweren Nebenwirkungen wird auch Chinin, ein Medikament aus der Rinde des Chinabaumes, das schon im 16. Jahrhundert verwendet wurde, heutzutage seltener eingesetzt. Anstelle dieses Medikaments sind die sogenannten Artesunate und Artemether getreten. 

Artesunate, Artemether und Co.: Medikamente für die Malaria-Therapie

Sie wurden im antiken China als Fiebermittel entdeckt und werden aus einer Beifußart (Artemisia annua) gewonnen – eine Pflanzenart, die wir traditionell zum Würzen unseres weihnachtlichen Gänsebratens nutzen. Auf dem Markt gibt es einige Kombinationen von Artesunaten und Artemethern mit anderen Malaria-Mitteln, so zum Beispiel die Kombination mit Lumefantrin (Riamet®). Auch die in der Malaria-Prophylaxe eingesetzten Substanzen Atovaquon und Proguanil (Malarone® und Generika) sowie Mefloquin (Lariam®) können für die unkomplizierte Malaria angewendet werden, wobei Mefloquin durch eine zunehmende Resistenzbildung in Südostasien und aufgrund seiner schweren Nebenwirkungen nicht mehr das Mittel der Wahl ist. Ein neueres Mittel ist die Kombination aus Piperaquintetraphosphat und Dihydroartemisinin (Eurartesim®). Dieses ist allerdings wegen seiner Nebenwirkungen am Herzen nicht für die Selbstbehandlung geeignet.

Wie auch bei der medikamentösen Vorsorge muss das zur Behandlung geeignete Präparat für jeden Patienten individuell vorgeschrieben werden. Für die komplizierte und lebensbedrohliche Malaria ist das in die Vene gespritzte Artesunat heute das Mittel der ersten Wahl und hat sich als äußerst segensreich erwiesen.

Malaria-Therapie: Besonderheiten bei Malaria tertiana und quartana

Die Malaria quartana kann fast immer erfolgreich durch Chloroquin behandelt werden, da Resistenzen hier sehr selten sind. Eine Malaria tertiana wird mit Atovaquon und Proguanil oder mit Artemether und Lumefantrin behandelt, im Ausnahmefall mit Mefloquin. Die in der Leber verbleibenden Hypnozoiten („Schläferzellen“) müssen gesondert behandelt werden. Dafür kommt Primaquin zum Einsatz, das bei Menschen mit einem bestimmten Enzymdefekt (G6PD-Mangel) aber nicht verwendet werden soll. Resistenzen – und damit Rückfälle – kommen vor, vor allem in Papua-Neuguinea. 

Die Resistenzbildung in Papua-Neuguinea hat folgende Ursachen:

  • Mutationen in bestimmten Genen: Menschen mit G6PD-Mangel können Primaquin schlecht verstoffwechseln, wodurch die Wirkung beeinträchtigt ist;
  • halbherzige Dosierung aus Angst vor der G6PD-Problematik: Diagnostik des Enzymdefekts nur unter fortgeschrittenen technischen Bedingungen möglich, die im Busch von Papua-Neuguinea nicht gegeben sind; 
  • schlechte Qualität des Primaquins.

Die notfallmäßige Selbstbehandlung

In einigen Regionen der Welt – besonders in Asien und Mittel- sowie Südamerika – wird Reisenden neben einem guten Mückenschutz eine notfallmäßige Selbstbehandlung („stand-by emergency treatment = SBET“) empfohlen. Das gilt für den Fall, dass bei einer fieberhaften Erkrankung innerhalb von 24 Stunden keine medizinische Einrichtung erreicht werden kann.

Die dahinterstehende Überlegung geht davon aus, dass es sich in diesen Gebieten nicht „lohnt“, die Nebenwirkungen einer medikamentösen Vorbeugung in Kauf zu nehmen, da ein niedriges Ansteckungsrisiko besteht. Nebenwirkungen in leichter Form treten immerhin bei 75 Prozent der Reisenden auf, starke Nebenwirkungen, die die Lebensqualität einschränken, bei 6 bis 12 Prozent.

Übrigens: Ein niedriges Ansteckungsrisiko bedeutet das Auftreten von einer bis zehn dokumentierten Malariainfektionen pro 100.000 Reisenden im Jahr.

Aber nicht jedes Medikament eignet sich gut zur Selbstbehandlung (siehe Tabelle). In jedem Fall gilt es, nach der Selbstbehandlung so schnell wie möglich einen Arzt aufzusuchen. Denn es könnte auch eine ganz andere, ebenfalls bedrohliche Erkrankung hinter dem Fieber stecken. 

Eine Untersuchung aus Hamburg (Vinnemeier, Rothe, Kreuels in „Malaria Journal 2017“) zeigt, dass der Prozentsatz der Reisenden, die in Südostasien fieberhaft erkrankten und dann tatsächlich einen Arzt aufsuchten, beunruhigend niedrig war. Und die wenigen, die eine Selbstbehandlung vornahmen, taten dies fehlerhaft und hätten mit einem Erfolg der Selbstbehandlung im Falle einer Malaria nicht rechnen können. Soll heißen: Wer auf ein Notfallmedikament im Rahmen einer Selbstbehandlung zurückgreift, dem ist dringend zu empfehlen, sich genau mit der Anwendung des jeweiligen Medikaments vertraut zu machen (Beipackzettel oder ärztliche Beratung) und diese streng einzuhalten.

Das Konzept der SBET stammt aus den Achtzigerjahren, weil die Situation damals anders war als heute. Inzwischen hat sich die ärztliche Versorgung in den Touristengebieten in Asien, Mittel- und Südamerika und einigen Ländern Subsahara-Afrikas deutlich verbessert. Aber: Während der Corona-Pandemie hatten viele Länder ihre Mückenkontroll-Programme zurückgefahren. Auch kann es in seltenen Fällen zu Doppelinfektionen mit Malaria und Corona kommen. Reisende sollten sich dieser Situation einfach bewusst sein. Mehr dazu finden Sie in unserem Artikel „Fernreisen nach der Pandemie – warum Reiseimpfungen noch wichtiger geworden sind“. 

Schaut man sich die Entwicklung an, so ist der Rückgang der gefährlichen Malaria tropica – gerade in Südostasien – aber eher beruhigend und ablesbar an der geringen Zahl von Fällen, in denen die Krankheit von Reisenden mitgebracht wurde: In den letzten fünf Jahren waren es gerade einmal 13. 

Zunehmende Resistenzen in Südostasien gegen Artesunate und Artemether führten aber zur Empfehlung der DTG (Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit), dort im Notfall nur Atovaquon und Proguanil (Malarone® und Generika) zur Selbstbehandlung zu verwenden.

Malaria-Therapie: Medikamente im Überblick

SubstanzZur Prophylaxe geeignetZur Therapie geeignetZur Stand-by-Behandlung geeignet
ChloroquinNeinNur bei Malaria quartana, in wenigen Gebieten ohne ResistenzAls Stand-by in wenigen Gebieten
Chinin i.V.NeinJa, mit Doxy- oder Tetracyclin kombiniert, nur in schweren FällenNein
Artesunate i.V.NeinJa, aber nur in schweren FällenNein
Arthemeter / LumefantrinJaJaJa, aber nicht in Vietnam, Laos, Kambodscha und Myanmar
Atovaquon / ProguanilJa, auch über eine lange ZeitJaJa, auch in Vietnam, Laos, Kambodscha und Myanmar
DoxycyclinJa, auch über eine lange ZeitNur als KombinationspartnerNein
PrimaquinNur in SonderfällenNur als Zusatzbehandlung bei Malaria tertianaNein
MefloquinJaJaMöglich, aber nicht empfohlen
Piperaquintetraphosphat / DihydroartemisininNeinJaNein

Verbreitung der Malaria: Welche Länder sind betroffen?

Die gemeinsamen Anstrengungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) und einiger bedeutender internationaler und privater Initiativen wie der Gates-Stiftung haben zu einem großen Fortschritt in der Bekämpfung der Malaria geführt. Sie ist seit dem Jahr 2000 aus 17 Ländern verschwunden, was sich in einer Verlängerung der Lebenserwartung in Subsahara-Afrika um 12 Prozent ausdrückt. Auch bei europäischen Reiserückkehrern ist die Malaria heute seltener als noch vor 15 Jahren. Dies ist auf ein besseres Bewusstsein bei Reisenden, mehr Achtsamkeit bei den Ärzten und eine Verbesserung der medikamentösen Behandlung und Prophylaxe in Europa zurückzuführen.  

Trotzdem: Noch immer ist Malaria in 91 Ländern heimisch. Allein 2015 traten 212 Millionen neue Fälle auf, wovon 429.000 Menschen an den Folgen der gefährlichen Infektion starben. Die Relevanz bleibt also hoch und die Alarmstufe in einigen Ländern dunkelrot, vor allem im tropischen Afrika, welches zu 80 Prozent betroffen ist und der hier vorherrschenden gefährlichen Malaria tropica ausgesetzt ist.

Das sind die Risikoländer

Die folgende Weltkarte zeigt die geografische Verbreitung von Malaria:

Afrika

In folgenden Ländern Afrikas kommt die Malaria vor: Mauretanien, Senegal, Guinea, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Mali, Niger, Gambia, Sierra Leone, Liberia, Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Tschad, Sudan, Kamerun, Äquatorialguinea, Gabun, Zentralafrikanische Rep., Südsudan, Eritrea, Äthiopien, Uganda, Kenia, Somalia, Burundi, Tansania, Ruanda, Dem. Rep., Kongo, Malawi, Mosambik, Madagaskar, Angola, Namibia, Botswana, Simbabwe, Sambia, Rep. Kongo.

Asien

In folgenden Ländern Asiens kommt die Malaria vor: Jemen, Indien, Kambodscha, Papua, Papua-Neuguinea.

Mittel- und Südamerika

In folgenden Ländern Mittel- und Südamerikas kommt die Malaria vor: Karibische Inseln, Bolivien, Brasilien, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Nicaragua, Venezuela, Peru, Mexiko.

Die Verbreitung der Malaria: die Faktoren

Die Verbreitung der Malaria hängt von verschiedenen Faktoren ab: 

  • Die Mücke muss geeignete Lebensbedingungen haben.
  • Es muss ein Reservoir an infizierten Menschen oder Tieren vorhanden sein.
  • Es müssen bestimmte Umwelt- und Temperaturbedingungen eingehalten sein, damit sich der Erreger in den Mücken überhaupt weiterentwickeln kann.

Detaillierte und aktuelle Informationen zur Verbreitung von Malaria

Die Homepage der WHO bietet z.B. eine Liste mit denjenigen Ländern, die frei von Malaria sind. Für den deutschsprachigen Raum ist die immer aktuelle Karte der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin (DTG) eine gute Informationsquelle über die notwendigen und empfohlenen Vorbeugemaßnahmen. Befassen Sie sich mit dieser Karte und ihrer Legende gründlich, weil die manchmal etwas komplexeren Empfehlungen nicht immer auf den ersten Blick für jeden verständlich sind. 

Risiko ist nicht gleich Risiko: Stabile und instabile Verbreitung von Malaria

Wissenschaftler unterscheiden zwischen Gebieten mit “stabiler” Malaria und Gebieten mit “instabiler” Malaria. Die darin liegenden Unterschiede sind nicht nur für Forscher, sondern auch für Reisende interessant.

In Regionen mit stabiler Malaria herrscht in der Regel ganzjährig ein hohes Risiko für die Einwohner und damit auch für Touristen. 

Die instabilen Gebiete hingegen sind oft nur saisonal oder lokalisiert gefährlich und weisen daher durchschnittlich weniger Infektionen auf. Dabei ist es möglich, dass es innerhalb eines Landes nebeneinanderliegende stabile und instabile Malariagebiete gibt.

Die Eigenschaften stabiler und instabiler Malariagebiete zusammengefasst

Stabile Malaria:

  • Gleichmäßige Verbreitung und ganzjährige Vermehrung der Anophelesmücken
  • Anzahl der Infektionen bei Einwohnern hoch
  • Hohe Erkrankungs- und Todesziffern bei Kindern
  • Einwohner entwickeln einen hohen Immunitätsgrad, erkranken also als Erwachsene nur selten schwer

Instabile Malaria:

  • Niedrige und schwankende Infektionsraten
  • Moskitos brüten nur in der Regenzeit oder nach starken Regenfällen
  • Geringe Immunität bei den Bewohnern mit Erkrankungen in jedem Alter
  • Epidemische Ausbrüche möglich

Malaria-Prophylaxe: Was kann ich tun?

Eine Schutzimpfung gegen Malaria gibt es aktuell nicht. Reisende können auf zwei Arten und Weisen vorbeugen. Es existieren die sogenannte Expositionsprophylaxe und die Chemoprophylaxe.

Chemoprophylaxe

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Reisenden in bestimmten Malariagebieten eine medikamentöse Vorsorgebehandlung. Oder die Mitnahme eines Notfallmedikamentes zur Einnahme bei Erkrankung. Je nach Reiseziel sollten Reisende sogar beides miteinander kombinieren: also die medikamentöse Vorsorgebehandlung und ein Notfallmedikament, das im Fall der Fälle vor Ort eingenommen werden kann.

Am Ende des Tages hängt die Entscheidung für die Chemoprophylaxe jedoch vom Infektionsrisiko ab. Alle internationalen Empfehlungen dazu ähneln sich und erklären, ob das Einnehmen von Tabletten in einem Malariagebiet sinnvoll ist oder nicht. Dennoch kann individuell natürlich eine andere Entscheidung getroffen werden, was jedoch immer unter Rücksprache mit einem Reise- oder Tropenmediziner erfolgen sollte. 

Der Termin beim Reise- oder Tropenmediziner ist in jedem Fall ratsam, auch wenn es natürlich im Internet viele seriöse und ausführliche Informationen zu dem Thema gibt. Die Lage in den einzelnen Reiseländern kann sich jederzeit ändern. Auch dieser Artikel kann eine ausführliche reisemedizinische Beratung durch einen fachkompetenten Arzt nicht ersetzen. Klären Sie Ihr Risiko ab, denn die Ärzte sind einfach besser über die aktuelle Lage informiert und können einschätzen, ob eine Malariaprophylaxe-Behandlung vor der Reise stattfinden sollte.

Die medikamentöse Prophylaxe der Malaria beginnt schon vor Reisebeginn durch die regelmäßige Einnahme eines Arzneimittels oder einer Medikamentenkombination, welche bis nach der Rückkehr aufrechterhalten wird. Die Art des Medikamentes wird vom Fachpersonal je nach Reiseland, Dauer der Reise und Gesundheitszustand des Reisenden ausgewählt.

Die Medikamente sind rezeptpflichtig und somit in Deutschland nicht frei erhältlich. 

Übrigens: Die Auswahl der Medikamente richtet sich nach der Erregerempfindlichkeit (Resistenz) in der jeweiligen Region. Alle Malariagebiete weltweit werden in sogenannte Risikozonen eingeteilt. Es gibt Gebiete mit keinem, geringem und hohem Infektionsrisiko. Für jede Risikozone existieren dann eben spezielle medikamentöse Empfehlungen, die regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden. 

Auch für Kinder und Schwangere ist eine solche Vorbeugung sowie die Langzeiteinnahme über mehrere Monate hinweg möglich. 

Bei einem Langzeitaufenthalt in einem Hochrisikogebiet ist es sinnvoll, während der ersten Monate eine Prophylaxe durchzuführen, bis Sie die Verhältnisse vor Ort einschätzen können. Die medikamentöse Vorbeugung ergänzt die Expositionsprophylaxe, ersetzt diese aber in keinem Fall – zudem können Mücken neben Malaria noch viele weitere Krankheiten übertragen.

Für den Reisenden kommen die folgenden Arzneimittel infrage – je nach Reiseland, Reisedauer und Gesundheitszustand:

Atovaquon / Paludrin (Handelsname z. B. Malarone®)

Atovaquon und Paludrin sind zwei bekannte Substanzen in Kombination. Sie sind gut wirksam. Man beginnt mit der Einnahme zwei Tage vor der Abreise und nimmt sie täglich bis zum siebten Tag nach der Rückkehr. Mögliche Nebenwirkungen sind vor allem Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Kopfschmerzen und in seltenen Fällen Entzündungen der Mundschleimhaut, aber auch neurologisch-psychiatrische Erscheinungen, Fieber und Hautallergien können vorkommen. Bei schweren Vorerkrankungen der Niere und Leber sollten Sie besonders vorsichtig sein.

Doxycyclin (zahlreiche Handelsnamen)

Doxycyclin ist ein altbewährtes Antibiotikum und seit Jahrzehnten im Einsatz. Es eignet sich zur Langzeiteinnahme und ist zudem sehr kostengünstig. Die Einnahme muss ein bis zwei Tage vor der Ausreise beginnen und bis vier Wochen nach der Rückkehr erfolgen. Nebenwirkungen sind hier ebenso Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit, Magendruck, Sodbrennen, Brechreiz, Erbrechen und Blähungen. Die Einnahme kann zu Pilzinfektionen, einer Sonnensensibilisierung der Haut und – in seltenen Fällen – zu neurologischen Nebenwirkungen führen. Kinder sollten dieses Medikament nicht vor dem 10. Lebensjahr einnehmen.

Mefloquin (Handelsname bisher Lariam®)

Dieses Medikament wird heute aufgrund der möglichen neurologisch-psychiatrischen Nebenwirkungen nur noch selten verschrieben und ist von der bisherigen Herstellerfirma Roche vom Markt genommen worden. Es kann von Schwangeren und Personen, die es in der Vergangenheit schon gut vertragen haben, dennoch genommen werden. Zahlreiche Wechselwirkungen, Nebenwirkungen auf das Herz und besondere Vorsichtsmaßnahmen wie das Ausstellen eines Patientenpasses erschweren jedoch die Anwendung. Die Einnahme sollte nur einmal wöchentlich und frühestens eine Woche vor der Ausreise erfolgen. Zu empfehlen ist hierbei eine Testphase von drei Wochen, wenn noch keine Erfahrungen mit dem Präparat vorhanden sind. Menschen mit neurologisch-psychiatrischen Erkrankungen sollten dieses Medikament strengstens meiden.

Die Medikamente werden teilweise nicht nur zur Vorbeugung, sondern sogar zur Behandlung von Malaria verwendet. Bei guter Beratung und richtiger Auswahl ist es eigentlich immer möglich, eine passende und verträgliche Vorsorge zu finden. 

Homöopathische Arzneimittel („Nosoden“) und Tees auf pflanzlicher Basis sind nicht ausreichend wirksam. Ihre Prophylaxe sollten Sie nicht vor Ort kaufen, da gerade in den Tropen häufig Fälschungen oder gestreckte Medikamente angeboten werden.

Anmerkung

Die Darstellung der Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen ist nicht vollständig. Vor Anwendung der Medikamente ist immer eine ärztliche Beratung einzuholen. Neben Vorerkrankungen ist auch die Einnahme anderer Medikamente bei der Auswahl der individuell richtigen Prophylaxe zu berücksichtigen.

Expositionsprophylaxe

Damit sind Maßnahmen gemeint, die helfen, den Kontakt mit Mücken zu verringern. Die Vermeidung von Mückenstichen ist die wichtigste Maßnahme, um gesund zu bleiben. Eine Expositionsprophylaxe kann das Risiko, an Malaria zu erkranken, ebenfalls deutlich vermindern. Für den individuell oder Langzeit-Reisenden sind die folgenden Vorsichtsmaßnahmen besonders wichtig:

  • Helle Kleidung: Nicht zu auffällig. Moskitos bevorzugen dunklere Farben, daher sollten Sie eher helle Stoffe tragen.
  • Langärmelige Blusen und Hemden, lange Hosen, Socken: Jeder Zentimeter Haut, der geschützt ist durch Kleidung, bietet keine Angriffsfläche für die Mücken.
  • Das Schlafen unter imprägnierten Moskitonetzen: Moskitonetze gibt es in vielen Varianten, zu denen auch „selbsttragende“ Modelle gehören, bei denen Sie nicht auf eine Aufhängmöglichkeit angewiesen sind. Die Maschengröße sollte nicht über 1,3 mm liegen. Eine Imprägnierung mit einem Insektizid erhöht die Effizienz.
  • Oder der Aufenthalt in Moskito-sicheren Räumen: Räume mit Klimaanlagen, die Mücken fernhalten und Fliegengitter
  • Repellents (Insektenschutz-Sprays): Diese gibt es sowohl zum Auftragen auf die Haut als auch für die Kleidung. Die wirksamsten getesteten Substanzen sind DEET und (P)Icaridin. Beide sind in der Langzeitanwendung ungefährlich, können aber hautreizende und allergische Nebenwirkungen haben. Das Auftragen muss gegebenenfalls mehrfach erfolgen, eine Kombination mit Sonnenschutz ist möglich. Kaufen Sie das Repellent im Ausland, sollten Sie darauf achten, dass einer der beiden Wirkstoffe in dem Präparat enthalten ist – teils gibt es Kombinationen.
  • Brutplätze ausfindig machen: Haben Sie auf Ihrer Reise ein eigenes Haus, sollten Sie sich versichern, dass die Brutplätze der Mücken in Ihrem Umkreis trockengelegt wurden. In den Tropen werden im Freien (z. B. auf der Terrasse) häufig „moscito-coils“ eingesetzt. Das sind Räucherspiralen, die nach dem Anzünden einen beißenden Rauch verschwelen, der Mücken bedingt fernhält. Sie enthalten meist Pyrethrum – ein natürliches Insektizid, das aus Chrysanthemenblüten gewonnen wird.

 

Die perfekte Prophylaxe gegen Malaria-Übertragung?

Bei aller Vorsorge verbleibt ein Restrisiko, dennoch an Malaria zu erkranken. Dieses kann durch Fehler bei der Einnahme, Erbrechen der Tabletten oder durch zu frühes Absetzen der Malariaprophylaxe erfolgen. Zudem sind Resistenzen der Erreger gegen die verwendeten Präparate überall auf der Welt möglich und nicht immer vorhersehbar. 

Daher müssen Sie bei allgemeinen Krankheitssymptomen, Fieber, Gliederschmerzen, Kopfweh oder Schüttelfrost stets die Möglichkeit im Hinterkopf behalten, sich mit Malaria infiziert zu haben. Sie sollten sich dann unbedingt ärztlich untersuchen lassen.

Da unter einer teilwirksamen Vorbeugung die Malariaerkrankung langsamer und anfangs weniger schwer verläuft, lässt sich in den meisten Fällen rechtzeitig ein Arzt aufsuchen – im Gegensatz zur „ungebremst“ anlaufenden Malaria. Bei der Analyse der nach Deutschland importierten Malariafälle ist klar erkennbar: Die Mehrzahl der Reisenden erkrankt vor allem, weil sie keine oder eine fehlerhafte Prophylaxe durchgeführt hat.

Wie bereite ich mich auf eine Fernreise in ein Malaria-Gebiet vor? – Unsere Checkliste

Die Informationen machen deutlich, wie wichtig eine umfassende Reisevorbereitung bei Fernreisen in bestimmte Gebiete der Erde ist. Sie haben nun viel über Malaria erfahren. Was sollten Sie konkret tun, wenn Sie sich optimal auf Ihre Reise vorbereiten möchten? Wir haben eine Checkliste für Sie erstellt:

  • Checken Sie mit ausreichend zeitlichem Vorlauf, welche Krankheiten in Ihrem Reiseland verbreitet sind.
  • Informieren Sie sich genauer zu den Krankheiten, u.a. darüber, ob es Impfungen gibt.
  • Wenn Malaria in Ihrem Reiseland verbreitet ist: Wie hoch wird das Malaria-Risiko eines Landes zum Beispiel von der WHO eingeschätzt? (Derzeit Kenia zum Beispiel hoch, Südafrika mittel bis niedrig, Namibia, Botswana eher niedrig.)
  • Sind alle Regionen des Landes gleichermaßen betroffen? (Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob Sie in Tansania auf dem Kilimandscharo oder in der Serengeti unterwegs sind.)
  • In welcher Jahreszeit sind Sie unterwegs? (Namibia zum Beispiel ist ein Land, dass zwar im Nordosten des Landes das größte Malaria-Risiko vorweist, aber die meiste Zeit des Jahres und vor allem in den mittleren und südlichen Teilen des Landes aufgrund der Trockenheit und Dürre keine guten Lebensbedingungen für Malaria-Mücken hat. In den Malariagebieten Südafrikas im Nordosten kann man aufgrund der Trockenheit von Juni bis September mit relativ geringem Malariarisiko unterwegs sein.)
  • Trotz der o.g. Punkte: Eine reisemedizinische Beratung durch einen entsprechend geschulten Arzt macht in jedem Fall Sinn. Machen Sie rechtzeitig einen Termin, denn: Sollte eine Malariaprophylaxe empfohlen werden, muss dafür ja genug Zeit vor der Abreise bleiben. 
  • Machen Sie sich am besten einen Zeitplan, damit Sie alle Vorbereitungen in Ruhe mit ausreichend Vorlauf erledigen können.
  • Fragen Sie den Arzt auch nach Notfallmedikamenten für die Einnahme vor Ort.
  • Generell sinnvoll: Stimmen Sie mit dem Arzt ab, ob Ihr Reiseziel vor dem Hintergrund eventuell bestehender Vorerkrankungen gut zu bereisen ist für Sie, oder ob das gesundheitliche Risiko einfach zu groß ist. 
  • Informieren Sie sich insbesondere zu Symptomen, Krankheitsverlauf und Inkubationszeit, um erste Anzeichen einer Erkrankung sofort zu erkennen (legen Sie sich entsprechende Dokumente in eine Cloud, um darauf auch während des Urlaubs immer Zugriff zu haben oder nehmen Sie Ausdrucke mit, falls Sie in Gebieten ohne Internetzugriff unterwegs sein sollten).
  • Recherchieren Sie für Ihr Reisegebiet die Adressen internationaler Krankenhäuser. Damit Sie nicht lange suchen müssen, falls eine Behandlung vor Ort notwendig wird (Dort wird in der Regel englisch gesprochen, was im Notfall entscheidend sein kann. Und: Solche Krankenhäuser bieten häufig einen besseren Versorgungsstandard als lokale, öffentliche Krankenhäuser – es entstehen aber auch höhere Kosten.).
  • Treffen Sie alle Vorkehrungen einer Expositionsprophylaxe. Wenn Sie nicht sicher sind, wie mückensicher die Räume sind, in denen Sie übernachten, nehmen Sie sicherheitshalber ein Moskitonetz mit.

Sie können die Checkliste auch herunterladen. Hier steht Sie Ihnen als PDF zur Verfügung: 

Übrigens: Auf der Internetseite des Auswärtigen Amts finden Sie eine Länderübersicht mit Reise- und Sicherheitsinformationen. Sie geben einfach Ihr Reiseland in den Suchschlitz ein und bekommen dann sehr viele Informationen – u.a. auch zum Thema „Gesundheit“. In dieser Rubrik finden Sie Hinweise auf Malaria genauso wie Informationen zu anderen verbreiteten Krankheiten in dem Land. Zu bestimmten Aspekten werden auch PDFs zum Download angeboten. 

Achtung!

Da Malaria eine sehr dynamische und von vielen Umweltfaktoren abhängige Erkrankung ist, können sich betroffene Regionen und ihr Malariarisiko schnell ändern. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, sich aktuelle Informationen einzuholen, bevor Sie eine Tropenreise antreten. Lassen Sie sich individuell von einem spezialisierten oder mindestens fachkundigen Arzt beraten, vor allem, wenn Sie einen Langzeitaufenthalt oder eine komplexe Reiseroute durch viele verschiedene Länder oder gar Kontinente planen.

Was ist sonst noch wissenswert? – Weitere Details zu Malaria

„Urtierchen” als Erreger für Malaria und wer ihn überträgt

Was ist es, was all die Krankheitsfälle auslöst und jährlich vielen Menschen das Leben kostet? Die Antwort lautet „Urtierchen” – wie man sie früher nannte. Heute bezeichnet man die Malaria-Erreger als Protozoen. Protozoen sind parasitäre Einzeller der Gattung Plasmodium, die nach der Infektion durch eine Mücke in unseren inneren Organen und roten Blutkörperchen leben und sich dort ungeschlechtlich rapide vermehren können. Natürlich kann bei weitem nicht jede Mücke Malaria-Erreger übertragen. Diese Gefahr geht nur von einer bestimmten und schädlichen Mückenart aus: der Anopheles-Mücke. 

Woran Sie die Anopheles-Mücke erkennen

Anophelesmücken können Sie an ihrer Ruhestellung erkennen: Im Gegensatz zur gewöhnlichen Stechmücke ist bei ihnen der Leib schräg abgewinkelt, wenn Sie von der Seite schauen – bei den Schnaken ist der Körper parallel bzw. gerade zur Wand ausgerichtet, auf der sie sitzen.

Komplizierend kommt hinzu, dass längst nicht jede Anopheles-Art mit jedem Malaria-Erreger infizierbar ist. Ihre nur kurze Lebensdauer genügt, um – abhängig von ihrer Art – bis zu tausende Eier abzulegen. Was sie dafür braucht, sind vor allem stehende Gewässer wie Seen oder Sümpfe und selbst eine Pfütze kann ausreichen, um ihre Eier darin abzulegen und sich so binnen kurzer Zeit zu vermehren.

Der Parasit ernährt sich von Zucker und rotem Blutfarbstoff im Menschen. Durch das Blutsaugen – oder auch nur durch einen bloßen Stich – gelangen die Krankheitserreger in unsere Blutbahn. Was wir dann wahrnehmen, ist zunächst der Juckreiz eines gewöhnlichen Mückenstichs. Was wir nicht merken: Die Erreger beginnen, sich rapide in unserem Körper zu vermehren. Viele Arten des Parasiten infizieren auch Tiere. Er wurde 1880 durch den Franzosen Laveran entdeckt und seine Übertragung durch Mücken im Jahr 1897 durch Ross nachgewiesen. Bis heute ist der Malaria-Erreger ein aufregendes Objekt intensiver Forschung.

Wichtig zu wissen

Es ist auch eine Übertragung durch Bluttransfusionen oder Stichverletzungen mit kontaminierten Nadeln möglich. Auch innerhalb einer Schwangerschaft kann die Krankheit von der Mutter auf das Kind übertragen werden.

Das passiert nach dem Stich

Frühestens sieben Tage nach dem Stich einer infizierten Mücke beginnen die Symptome. Die Schwere der Krankheit hängt von der Art des Erregers, dem Gesundheitszustand des Menschen und nicht zuletzt davon ab, ob eine entsprechende Prophylaxe durchgeführt wurde. Der Befall der roten Blutkörperchen und die Freisetzung der in ihnen neu gebildeten, jungen Parasiten aus den dann zerstörten Blutkörperchen führen idealerweise zu Fieber („Wechselfieber”). Zu Beginn besteht meist eine fieberhafte, wenig charakteristische Erkrankung, die häufig noch nicht ernst genommen wird. Die Vermehrung von Plasmodien in der Leber und der anschließende massenhafte Befall der roten Blutkörperchen und deren Zerstörung (vor allem bei der Malaria tropica) führen zu einer starken und komplexen Reaktion unseres Immunsystems, zum Funktionsausfall der inneren Organe und des Hirns und damit letztlich zum Tod innerhalb weniger Tage, wenn die Behandlung ausbleibt. Diese muss möglichst schnell und in Kenntnis einer eventuell durchgeführten medikamentösen Vorsorge sowie des Erregertyps und des Infektionsgebiets erfolgen, da Resistenzen gegen die eingesetzten Medikamente nicht ausgeschlossen sind. Bei häufiger Infektion kann eine Teilimmunität entstehen – eine einzige überstandene Malaria hinterlässt aber keine Immunität. Auch bei korrekter Behandlung sind spätere Rückfälle möglich, aber nur sehr selten.

Info

Übrigens: Selbst in Mitteleuropa hat es bis in die 1950er Jahre sporadisch Malariafälle gegeben und erst seit 2015 gilt Europa offiziell als malariafrei.

Da aber Überträgermücken theoretisch überall vorkommen, sind einzelne Erkrankungen dennoch immer wieder auch in Europa möglich und aus Griechenland und Spanien auch berichtet worden. Auch die Infektion durch eingeschleppte malariainfizierte Mücken ist ein bekanntes Phänomen in der Umgebung von Flughäfen, ebenso wie die sogenannte Gepäck-Malaria, bei der infizierte Mücken in den Koffern mitgebracht werden. Es kam auch in Kliniken in Deutschland schon zur Übertragung von einem Patienten auf andere.

Tipp: Wenn Sie weitere Informationen zum Thema Malaria haben möchten, dann lesen Sie auch unseren kostenlosen Travel Guide, wo Dr. Hinrich Sudeck über Reisen in Länder mit besonderen gesundheitlichen Risiken aufklärt.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann keine individuelle reisemedizinische Beratung durch einen Mediziner ersetzen.

Dr. med. Hinrich Sudeck

Autor

Hinrich Sudeck ist Internist und Tropenmediziner und war von 1990 bis 2007 Assistenzarzt und leitender Oberarzt am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Er leitete von 2010 bis 2015 den Fachbereich Tropenmedizin der Bundeswehr in Hamburg und absolvierte als Soldat Einsätze in Afghanistan, Mali und in Liberia im Rahmen der Ebola-Bekämpfung, nachdem er bereits seit 2003 als WHO-Experte für den Umgang mit hochansteckenden Viruskrankheiten tätig war. Neben vielen Reisen in tropische Länder hat er vier Jahre in Ghana und Nigeria gelebt und gearbeitet.