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Was wiegt mein Baby? Warum das Gewicht eine so große Rolle spielt

Was wiegt es? Das ist meist Frage Nummer 2 der Anverwandten, wenn die glücklichen Eltern den Neuankömmling verkünden – gleich nach, ist es gesund? Gewicht und Körpergröße spielen aber nicht nur auf den Grußkarten eine große Rolle, Ärzte können am Gewicht des Neugeborenen vieles ablesen. Professor Richard Berger, Chefarzt für Frauenheilkunde, klärt auf. 

Einleitung

Das Riesenbaby Pantagruel war bei seiner Geburt so schwer, dass es nur zur Welt kommen konnte, indem es seine Mutter erstickte. Kaum aus dem Leib geschlüpft, trank sich der Gigantenjunge an der Milch von 4600 Kühen satt. Die Geschichte, die der Schriftsteller Francois Rabelais im 16. Jahrhundert in seinen Romanen „Gargantua“ und „Pantagruel“ erzählt, ist freilich erfunden.

Dennoch: Im wahrsten Sinne des Wortes schwere Geburten gibt es auch im wirklichen Leben zuhauf. Und auch was neugeborene Leichtgewichte betrifft, vermeldet die Medizin immer wieder neue Rekorde.

Das ideale Mittelmaß beim Geburtsgewicht liegt bei knapp 3.500 Gramm

Dabei präferieren Mediziner das unauffällige Mittelgewicht. Ein Kind habe optimale Chancen, wenn es bei der Geburt knapp 3.500 Gramm wiege, sagt Professor Richard Berger, Chefarzt der Frauenklinik am Marienhaus Klinikum in Neuwied. Das ist so viel wie 14 Stück Butter. Oder drei große Kohlköpfe.

In Deutschland werden seiner Auskunft nach gut zwei Drittel aller Kinder mit einem Startgewicht von drei bis vier Kilogramm geboren. Ein Drittel allerdings unterschreitet oder überbietet das Gardemaß zum Teil erheblich. Beides ist nach Bergers Auskunft nicht ideal.

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Leichtgewichtige Säuglinge – wie können Mütter Einfluss nehmen?

Die leichtesten überlebensfähigen Frühchen kommen nach Ende der 23. Schwangerschaftswoche zur Welt – und wiegen dann in der Regel nicht viel mehr als 500 Gramm. Die Überlebenschancen hängen auch vom Geschlecht ab. „Kündigt sich ein derart extremes Frühchen an, sind wir Ärzte immer froh, wenn es sich um ein Mädchen handelt. Denn Mädchen sind reifer, die Chance, dass das Kind überlebt, deshalb höher“, sagt Berger.

Knapp jeder siebte Säugling in Deutschland wiegt beim Start ins Leben zwischen 2,5 und drei Kilogramm, etwa sieben Prozent unterschreiten auch das. Die Statistik zeigt, dass in Deutschland mit knapp neun Prozent die meisten leichtgewichtigen Kinder unter 2,5 Kilogramm im Saarland zur Welt kommen.

„Kündigt sich ein derart extremes Frühchen an, sind wir Ärzte immer froh, wenn es sich um ein Mädchen handelt.”
Prof. Richard Berger, Chefarzt für Frauenheilkunde.

Aber nicht nur eine Frühgeburt kann zu einem sehr leichten Baby führen. Manchmal ist auch eine Plazentainsuffizienz die Ursache der unzureichenden Entwicklung. Davon spricht man, wenn die Gebärmutter das Kind im Bauch nicht optimal mit Nährstoffen versorgt. Werdende Mütter können dem laut Berger entgegenwirken, indem sie sich gesund ernähren und nicht rauchen.

„Kinder von Raucherinnen sind häufig leichter als der Durchschnitt“, sagt Berger. Auch Stress spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber nicht immer hat die Mutter das Gewicht des Säuglings in der Hand. Auch Krankheiten wie eine Schwangerschaftsvergiftung können eine schlechte Versorgung und damit ein unterdurchschnittliches Startgewicht nach sich ziehen.

Leichtgewichtige Säuglinge – was können externe Faktoren sein?

Auswertungen aus Großbritannien haben laut Berger zudem ergeben, dass eine hohe Konzentration von Stickstoffoxiden in der Luft mit vermehrten Frühgeburten und damit auch einem niedrigeren Geburtsgewicht korrelieren. Und auch eine schlechte allgemeine Versorgungslage spielt natürlich eine Rolle.

Herrscht Krieg, kommen deshalb vermehrt leichte Kinder zur Welt. „Noch heute untersucht eine Studie, welche Schäden beispielsweise Menschen davongetragen haben, die in den so genannten Hungerwintern in den 40er Jahren in den Niederlanden geboren wurden“, sagt Berger.

Was man schon weiß: Wer zu leicht ins Leben startete, der hat oft schon in den ersten Tagen mit Gelbsucht zu kämpfen. Das liegt daran, dass das Blut von im Mutterleib schlecht versorgten Kindern oft eingedickt ist.

Ein sehr niedriges Geburtsgewicht wird außerdem laut Robert Koch Institut als Einflussfaktor für Stoffwechselerkrankungen, Adipositas und Bluthochdruck im späteren Leben diskutiert.

Link-Tipps vom Experten - Professor Richard Berger empfiehlt:

Warum bringen manche Babys zu viel Gewicht auf die Waage?

Knapp jedes zehnte Baby, das in Deutschland das Licht der Welt erblickt, bringt mit gut vier Kilogramm etwas zu viel auf die Waage. Mit einem Kampfgewicht von mehr als 4.500 Gramm starten dann nur noch knapp zwei Prozent der Jungen und weniger als ein Prozent der Mädchen.

Vergleicht man die Bundesländer, fällt ins Auge, dass die Säuglinge im Norden Deutschlands häufiger zu schwer sind als diejenigen, die im Süden geboren werden. Lange Zeit stieg das Geburtsgewicht in Deutschland von Jahr zu Jahr an, erzählt Berger. Ein Wonneproppen übertraf den anderen, gerade in den 80er und 90er Jahren bäumte sich die Gewichtskurve auf.

Die Gründe: Adipöse Mütter, Spätgebärende mit einem erhöhten Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken. Werdende Mütter, die unter dieser Krankheit leiden, versorgen ihr Kind im Bauch mit zu viel Zucker. „Ist die Insulinausschüttung der Mutter gestört, wächst das Baby im Mutterleib zu schnell“, erklärt Berger.

Risiken für schwergewichtige Babys – während der Geburt und später

Die Folge: Riesenbabys von bis zu sechs Kilogramm Startgewicht. Eine natürliche Geburt sei bei derartigen Maßen oft nicht mehr möglich oder mit extremen Risiken verbunden, sagt Berger. Besonders gefährlich sei, wenn der Bauchumfang des übergewichtigen Säuglings dessen Kopfumfang übertreffe. „Dann ist der Schädel schon geboren, der Rest des Körpers bleibt aber stecken“, sagt Berger.

Das Kind könne in derart gequetschter Lage aber noch nicht atmen. Es drohten Lähmungen der Arme, im schlimmsten Fall sogar der Tod des Neugeborenen. „Gerade wenn die Frau nicht selbst sehr groß ist, kann so ein Kind eigentlich nur per Kaiserschnitt entbunden werden“.

Aber auch wenn die Geburt gut überstanden wurde – ein zu hohes Geburtsgewicht hat nicht nur ein mopsiges Baby in der Wiege zur Folge. Wer zu schwer in das Leben startete, tendiert laut Untersuchungen auch in späteren Jahren zu Übergewicht und einer Diabeteserkrankung.

Das Robert Koch Institut vermutet die Ursache für diesen Zusammenhang darin, dass in der Frühphase der pränatalen Entwicklung eine Art biologische Programmierung stattfindet, die einen lebenslangen Einfluss auf die körperliche Entwicklung haben kann.

Wie Schwangerenvorsorge zum idealen Gewicht verhelfen kann

Doch die Zeit für immer neue Gewichtsrekorde auf Geburtsverkündungskarten scheint vorbei. Seit Anfang der 2000er Jahre flacht die Gewichtskurve laut Zahlen des Robert Koch Instituts wieder ab. Der Wert der leicht übergewichtigen Kinder stagniert bei etwa neun Prozent.

Die Gründe dafür sieht Berger in der wachsenden Vernunft der Mütter. „Frauen machen sich mehr Gedanken über ihre Ernährung. Die Maxime: Essen Sie viel, essen Sie für zwei, gilt auch für Schwangere nicht mehr.“ Und während sich der Einfluss des Body-Mass-Index‘ des Vaters in Grenzen hält, hat der der Mutter ebenso wie ihr Essverhalten in der Schwangerschaft eine große Auswirkung auf die späteren Maße ihres Kindes.

Aber auch der Fortschritt hilft beim Maßhalten: So habe sich das Screening für Mütter, die einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln, stark verbessert. Schon bei geringen Wertüberschreitungen, wird Frauen eine strenge Diät und die mehrmals tägliche Messung des eigenen Zuckerspiegels verordnet. Überhaupt spielt die Betreuung durch den Frauenarzt eine große Rolle.

„Bis in die 70er Jahre hinein gab es keinen Ultraschall, da war das Geburtsgewicht mehr oder weniger eine Überraschung“, sagt Berger. Dass das Baby zu leicht oder schwer war, bemerkte man erst nach der Niederkunft. Heute kann der Arzt das ungefähre Startgewicht mittels Ultraschall berechnen und schon während der Schwangerschaft Einfluss nehmen – in doppelter Weise.

Einmal auf das Ernährungsverhalten der Mutter, einmal auf die Dauer der Schwangerschaft. „Ist die Frau eher schmal gebaut und das Kind droht, viel zu schwer zu werden, leiten wir die Geburt eben schon ein paar Tage früher ein“, sagt Berger.

Körpergröße bei Geburt sagt nichts über die spätere Größe des Kindes aus

Neugeborene Babys haben in der Regel eine Länge von etwa 50 Zentimetern. In Deutschland liegt der Schnitt bei etwa 51 Zentimetern – und deckt sich dabei mit der durchschnittlichen Geburtsgröße weltweit. Eine Studie eines internationalen Forscherteams im Fachblatt „Lancet Diabetes & Endocrinology“ legt nahe, dass die Geburtsgröße von Menschen ganz unabhängig ist von deren Ethnie.

Egal ob Kinder in China geboren werden, in Großbritannien, Kenia oder Brasilien: Sind die Mütter gut ernährt, kommen die meisten Neugeborenen auf eine Größe von zwischen 47,5 und 51,3 Zentimetern. Kleinere Säuglinge sind demnach nur zu erwarten, wenn die werdenden Mütter hungern müssen oder krank sind.

Auch über die spätere Größe im Erwachsenenalter sagt die Länge bei der Geburt wenig aus. So gehen Mediziner davon aus, dass große Babys kleiner Eltern einfach in den folgenden Monaten weniger wachsen, während kleine Babys großer Eltern schneller ein paar Zentimeter in die Länge schießen.

Claudia Lehnen

Autorin

Claudia Lehnen wollte als Jugendliche Ärztin werden, entschied sich dann aber dafür, lieber über Medizin und Menschen und ihre Krankheits- und Genesungsgeschichten zu berichten. Die in Köln niedergelassene Journalistin, die im Tageszeitungs-Journalismus zu Hause ist, ist unter anderem auf das Themengebiet Gesundheit spezialisiert.