1. Startseite
  2. Magazin
  3. Gesundheit
  4. Atemwegsinfekte bei Babys und Kleinkindern – was Eltern über Nasentropfen wissen sollten

Atemwegsinfekte bei Babys und Kleinkindern – was Eltern über Nasentropfen wissen sollten

Husten, Schnupfen und die sprichwörtliche „Rotznase“ – Kinder sind gefühlt ständig krank. Für das Immunsystem eine gute Schule: Bis zu zehn leichte Atemwegsinfekte pro Jahr gelten bei Kleinkindern als normal. Aber was verschafft Ihrem Kind Linderung, wenn das Atmen durch die verstopfte Nase schwerfällt? Wann sind Nasentropfen sinnvoll? Und wann sollten Sie mit Ihrem Kind auf jeden Fall zum Arzt? Alles Wichtige erfahren Sie hier.

Nur ein Schnupfen oder mehr? Das sollten Sie bei Atemwegsinfekten im Kleinkindalter beachten.

Kinderarzt Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzt:innen e. V., kennt die Sorgen, die Eltern umtreiben, wenn ihr Kind plötzlich Fieber hat, matt und abgeschlagen wirkt und über Kopf- und Halsschmerzen klagt. Aber wann ist der Weg zum Kinderarzt nötig – und was lässt sich mit einfachen Hausmitteln kurieren?

„Warnsignale sind grundsätzlich Fieber, das über längere Zeit anhält, oder ein schlechter Allgemeinzustand mit deutlicher Schlappheit bis hin zur Apathie“, so der Experte. Auch wenn Ihr Kleinkind oder Baby kaum noch trinkt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Grundsätzlich sollten Sie Ihr Baby bis zum Alter von etwa drei Monaten bei Fieber auf jeden Fall Ihrem Kinderarzt vorstellen, um schwerwiegende Erkrankungen wie eine Lungen- oder Hirnhautentzündung auszuschließen“, so der Experte.

Ein einfacher Schnupfen hingegen ist zwar unangenehm, aber erst einmal nicht bedrohlich. Vielmehr wird das noch unausgereifte Immunsystem durch den Kontakt mit den Krankheitserregern in natürlicher Weise trainiert. Atemwegsinfekte im Baby- und Kleinkindalter sind also normal.

Darum läuft die Nase – was im Körper bei einer Erkältung passiert

Husten, Schnupfen und eine verstopfte Nase sind bei Erkältungen Teil des natürlichen Abwehrmechanismus des Körpers. Dieser erfolgt grundsätzlich in drei Phasen:

  1. Ansteckung und Inkubationszeit
    Unser Körper ist ständig mit Krankheitserregern konfrontiert. Viele davon wehrt er erfolgreich ab, ohne dass wir es überhaupt merken. Bei Babys und Kleinkindern ist das Immunsystem noch nicht ausgereift, sodass gerade Atemwegsinfekte gehäuft auftreten können. Dabei überwindet der Krankheitserreger die natürlichen Barrieren der Schleimhäute und dringt in den Körper ein. Sobald das Immunsystem reagiert, beginnen wir uns krank zu fühlen. Von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen vergehen bei Atemwegsinfekten einige Tage. Dieser Zeitraum ist die sogenannte Inkubationszeit.
  2. Das Immunsystem läuft auf Hochtouren
    Angeschwollene und gerötete Schleimhäute, Husten, Schnupfen und Heiserkeit sind Symptome einer klassischen Erkältung. Der Körper bemüht sich durch verstärkte Durchblutung der Schleimhäute, die Krankheitserreger quasi aus dem Körper zu schwemmen. Bereits getötete Eindringlinge, ebenso wie abgestorbene körpereigene Zellen, werden über die Sekrete ausgestoßen. Unsere Nase läuft, wir haben Husten und Schnupfen, fühlen uns abgeschlagen und haben gegebenenfalls auch Fieber oder erhöhte Temperatur.
  3. Wieder gesund! Wir haben die Erkältung überstanden
    Gelingt es dem Körper, den Infekt zu überwinden, schwellen die Schleimhäute ab, Sekretproduktion und Durchblutung gehen zurück und wir beginnen uns wieder gesund zu fühlen. Unser Immunsystem speichert die Merkmale des Erregers, sodass wir beim nächsten Mal deutlich besser auf diesen vorbereitet sind. Letztlich hilft uns jede erfolgreich überstandene Erkältung also dabei, langfristig gesund zu bleiben!

Wann und wie oft darf man Kindern Nasentropfen geben?

Was tun, wenn Ihr Kind unter den Krankheitssymptomen und insbesondere einer verstopften Nase sichtlich leidet? Ist es sinnvoll, auch schon bei Babys und Kleinkindern zu Nasentropfen zu greifen?

„Bei Kindern empfehle ich Nasentropfen und -sprays nur bedingt“, so Kinderarzt Jakob Maske: „Zum einen können Nasensprays die Nasenschleimhaut austrocknen und damit zum Beispiel zu Nasenbluten führen. Darüber hinaus gibt es Überempfindlichkeiten und auch Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Blutdruckerhöhung oder ein Anschwellen der Nasenschleimhaut. Bei regelmäßiger Anwendung von Nasensprays kann sogar eine Abhängigkeit entstehen.“

Besonders die Inhaltsstoffe Xylometazolin und Oxymetazolin, die in einigen abschwellenden Nasentropfen und -sprays enthalten sind, können für Babys und Kleinkinder bei Überdosierung gefährlich werden. Sie sollten nur in Rücksprache mit dem behandelnden Kinderarzt und keinesfalls in höherer Dosierung als für das jeweilige Alter vorgesehen verabreicht werden. Der Druck der Sprays kann zudem bei Kindern unter zwei Jahren zu einer Verletzung der noch zarten Nasenschleimhaut führen. Hier sind also – wenn überhaupt – eher Nasentropfen angebracht.

„Babys sind bei verstopfter Nase durchaus in der Lage, durch den Mund zu atmen.”
Kinderarzt Jakob Maske

„Babys sind übrigens, anders als landläufig bekannt ist, bei verstopfter Nase durchaus in der Lage, durch den Mund zu atmen“, so Kinderarzt Jakob Maske. Allerdings könne eine verstopfte Nase beim Trinken oder auch nachts im Schlaf tatsächlich Probleme machen. Hilfreich seien hier physiologische Nasentropfen oder -sprays auf Basis von Kochsalzlösungen.

Tipp: Kochsalzlösung selbst machen: Mischen Sie 1 Gramm Speisesalz mit 100 ml abgekochtem Wasser. Die entstandene Lösung können Sie Ihrem Kind tropfenweise in die Nase träufeln.

Auch frische Muttermilch, mit einer Pipette tropfenweise in die Nase eingeführt, kann Linderung verschaffen. Das Nasensekret verflüssigt sich so und kann anschließend behutsam mit einem Tuch entfernt werden. Wirklich schnäuzen können sich Babys und Kleinkinder nämlich noch nicht.

Hilfsmittel wie spezielle „Nasensauger“ zum Absaugen des Sekrets sieht Kinderarzt Jakob Maske dennoch als überflüssig an. Die Anwendung könne die Nasenschleimhaut sogar zusätzlich reizen und damit zu einer vermehrten Schleimproduktion führen. Im schlimmsten Fall werde die zarte Nasenschleimhaut sogar verletzt. Letztlich helfe bei einer einfachen Erkältung am meisten, dem Kind Ruhe zu gönnen und ihm gegebenenfalls mit einfachen Hausmitteln Linderung zu verschaffen.

Hausmittel bei Husten, Schnupfen und verstopfter Nase

Was hilft also bei Husten, Schnupfen und verstopfter Nase?

  • Lassen Sie Ihr Baby oder Kleinkind mit erhöhtem Kopf schlafen, indem Sie unter das Laken einen Aktenordner legen. Aufgrund der Gefahr des plötzlichen Kindstodes (SIDS) sollten Sie es nicht mit dickem Kissen schlafen lassen.
  • Beim Trinken hilft es, wenn Sie Ihr Baby oder Kleinkind in möglichst aufrechter Position halten. Entsprechende Stillberatung bietet zum Beispiel die La Leche Liga Deutschland (www.lalecheliga.de). Überhaupt sollte Ihr Kind viel trinken, da dies zusätzlich hilft, das Sekret zu verflüssigen. Neben Muttermilch können Sie ihm lauwarmes Wasser oder milden Tee anbieten.
  • Ebenfalls hilfreich: Stellen Sie eine aufgeschnittene Zwiebel neben das Bett. Durch ihre ätherischen Öle hilft sie, die Nase im Schlaf zu befreien. Auch bei Ohrenschmerzen helfen sogenannte „Zwiebelsäckchen“. Schneiden Sie dazu eine Zwiebel in kleine Stücke und füllen Sie diese in eine Baumwollsocke. Mit einem Tuch oder einer Mütze auf den Ohren fixiert, kann dies Ihrem Kind Linderung verschaffen.
  • Auch pflanzliche Mittel wie Engelwurzbalsam, den Sie auf die Nasenflügel auftragen, können das Atmen erleichtern. Wichtig ist hier, wie bei allen Arzneimitteln, dass Sie das Medikament nur in Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrer Apothekerin verwenden. Vorsicht vor klassischen Erkältungssalben für Erwachsene – diese können für Babys oder Kleinkinder sogar gefährlich werden!
  • Meiden Sie schließlich alles, was die Atemwege zusätzlich reizt, wie Staub oder Zigarettenrauch. Feuchte Luft kann umgekehrt hilfreich sein. Hängen Sie dazu feuchte Tücher über die Heizung oder gehen Sie im Winter mit Ihrem Kind spazieren. Achten Sie dabei unbedingt darauf, dass es warm genug gekleidet ist.

Wie verwende ich Nasensprays und -tropfen richtig?

Möchten Sie für Ihr Kind abschwellende Nasensprays- oder tropfen nutzen, ist wichtig, dass Sie diese korrekt anwenden. „Achten Sie, wie bei jedem Medikament, vor allem auf die Wirkstoffkonzentration“, so Kinderarzt Jakob Maske: „Diese sollte auf jeden Fall dem Alter angemessen sein.

Darüber hinaus können Sie Ihrem Baby oder Kleinkind Nasentropfen verabreichen, indem Sie seinen Kopf im Liegen sanft festhalten. Meist halten kleine Kinder nämlich nur ungern still, wenn Sie Ihnen etwas in die Nase träufeln. Grundsätzlich gilt: Abschwellende Sprays sollten niemals länger als eine Woche lang angewendet werden, um eine Gewöhnung an die Inhaltsstoffe zu vermeiden. Bei auf Kochsalz basierenden Nasentropfen und -sprays sowie bei Muttermilch besteht diese Gefahr nicht.

Und natürlich sollten Sie darauf achten, das Medikament nur bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums zu verwenden. Jedes Familienmitglied sollte darüber hinaus eine eigene Sprayflasche nutzen, um gegenseitige Ansteckung zu verhindern.

Mit oder ohne Spray – nach wenigen Tagen ist eine Erkältung meist überstanden

„Mit Behandlung bleibt eine Erkältung eine Woche – ohne sieben Tage“, besagt ein Sprichwort. Einfache Atemwegsinfekte kuriert Ihr Kind also am besten aus, indem Sie dafür sorgen, dass es ausreichend trinkt und sich seinem Allgemeinzustand entsprechend schonen kann. Einfache Hausmittel können Ihrem Kind dabei Linderung verschaffen, ebenso wie physiologische Nasensprays und -tropfen auf Kochsalzbasis oder auch Muttermilch.

Abschwellende Nasensprays und -tropfen sollten Sie hingegen nur im Ausnahmefall, korrekt dosiert und über kurze Zeit sowie in Rücksprache mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt verwenden. Ansonsten können diese Ihrem Kind mehr schaden als nützen. Beachten Sie diese einfachen Regeln, heißt es bestimmt bald: Rotznase ade! Zumindest bis zum nächsten Mal.

Quellen

Sarah Zöllner

Autorin

Sarah Zöllner schreibt als Journalistin und Autorin über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Familien- und Gleichstellungspolitik. 2023 erschien ihr zweites Buch „Mütter. Macht. Politik. - Ein Aufruf!“. Für die Envivas informiert sie regelmäßig über Gesundheitsthemen und Wissenswertes rund um den Alltag mit Kindern. Mit ihrer Familie lebt sie nahe Heidelberg.

Jakob Maske

Sprecher und Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzt:innen e. V. (BVKJ)