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Zecken: So schützen Sie sich vor Stichen

Steigen im Frühjahr die Temperaturen, erwacht die Natur. Gemeinsam mit ihr werden die Zecken aktiv. Deren Stiche sind nicht nur lästig: Die Spinnentiere können gefährliche Erkrankungen wie Borreliose und FSME übertragen. Wir erläutern Ihnen, woran Sie die Infektionen erkennen und wie Sie ihnen am besten vorbeugen.

Zecken bevorzugen versteckte Körperstellen

Meist lauern sie in Bodennähe. Sie klettern auf Grashalme, sitzen im Gebüsch oder auf abgebrochenen Baumstämmen. Kommt ein Mensch oder ein Tier vorbei und streift sie versehentlich ab, halten sie sich fest. Springen können Zecken nicht. Auch fallen sie nicht, wie oft vermutet, von Bäumen herab. Fast immer wartet der Gemeine Holzbock, wie die mit Abstand häufigste Zeckenart hierzulande heißt, in weit weniger als einem Meter Höhe auf sein Opfer. Scharf ist er vor allem auf dessen Blut.

Zecken stechen nicht sofort zu. Meist krabbeln sie erst eine Weile umher, um ein gut geschütztes Versteck für sich zu finden. Kniekehlen, Achselhöhlen und der Genitalbereich sind besonders beliebt. Aktiv werden Zecken, sobald die Temperaturen draußen auf zirka sieben, acht Grad ansteigen. Am liebsten mögen sie es feucht und schattig. An Waldrändern zum Beispiel halten sie sich vorzugsweise auf. Aber auch in Parks oder grünen Hinterhöfen ist niemand vor den achtbeinigen Spinnentieren gefeit.

„Fast immer wartet der Gemeine Holzbock in weit weniger als einem Meter Höhe auf sein Opfer.”

Mitunter übertragen Zecken gefährliche Krankheiten

Zeckenstiche sind nicht nur lästig, sie können auch gefährlich werden. „Etwa zehn Prozent aller Zecken in Deutschland tragen Borrelien in sich“, sagt Dr. Volker Fingerle vom Nationalen Referenzzentrum für Borrelien am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim. Dabei handelt es sich um Bakterien, die eine Borreliose auslösen können.

Die Krankheit geht mit vielfältigen und teilweise schweren Symptomen einher, die sich mitunter erst Jahre nach der Infektion bemerkbar machen. Wie viele der infizierten Menschen tatsächlich eine frühe oder späte Form der Borreliose entwickeln, ist unklar. „In den meisten Fällen dürfte das Immunsystem die Borrelien aber erfolgreich bekämpfen, bevor es zum Ausbruch der Erkrankung kommt“, sagt Fingerle.

„Die Symptome machen sich mitunter erst Jahre nach der Infektion bemerkbar.”

Eine weitere Krankheit, die Zecken übertragen können, ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Sie wird von Viren hervorgerufen und kann zu Entzündungen des Gehirns, der Hirnhaut und des Rückenmarks führen. Während Borrelien überall in Deutschland verbreitet sind, finden sich die Flaviviren, die eine FSME auslösen, vor allem in Süddeutschland.

Die allermeisten der vom Berliner Robert Koch-Institut (RKI) ausgewiesenen FSME-Risikogebiete liegen in Baden-Württemberg und Bayern sowie in den südlichen Teilen von Hessen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg. „In diesen Gebieten trägt etwa eine von hundert Zecken die Viren in sich“, sagt Prof. Dr. Gerhard Dobler, der das Nationale Konsiliarlabor für FSME in München leitet.

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Nicht immer sind die Erkrankungen leicht zu erkennen

Allerdings ruft auch nicht jeder Stich einer virusinfizierten Zecke gleich eine FSME hervor. „Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickelt nach ungefähr vier bis sieben Tagen Symptome, die denen einer Grippe ähneln und die bis zu einer Woche anhalten“, erläutert Dobler. „Nach einer beschwerdefreien Zeit, die meist fünf bis sieben Tage beträgt, erkrankt von diesen Menschen rund ein weiteres Drittel an einer echten Gehirn- oder Hirnhautentzündung.“

Beide machen sich durch erneutes Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Ausfälle des Nervensystems bemerkbar. In schweren Fällen kann es zum Beispiel zu vorübergehenden, teilweise auch bleibenden Lähmungen der Arme und Beine sowie zu Schluck- oder Sprechstörungen kommen.

„Eine beginnende Borreliose wird in etwa acht bis neun von zehn Fällen durch die Wanderröte sichtbar.”

Eine beginnende Borreliose hingegen wird in etwa acht bis neun von zehn Fällen durch die Wanderröte sichtbar. Dabei handelt es sich um einen rötlichen Ring, der rund um die Einstichstelle entsteht und sich mit der Zeit kreisförmig nach außen ausbreitet. Eine Wanderröte entwickelt sich frühestens nach drei, spätestens nach dreißig Tagen, bleibt den Betroffenen allerdings je nach Lage des Zeckenstichs mitunter verborgen.

„Nicht zu verwechseln mit ihr ist eine rote, oft juckende und warme Stelle um den Einstich herum, die bis zu drei Zentimeter groß werden kann“, sagt Fingerle. Sie entsteht durch Bakterien auf der Haut, die mit dem Stich in den Körper eingedrungen sind und dort eine leichte und lokal begrenzte Entzündung ausgelöst haben.

Oft dringen die Erreger ins Nervensystem vor

Auch durch unspezifische Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen nach einem Zeckenstich kann sich eine Borreliose bemerkbar machen. Breiten sich die Erreger im Körper aus und dringen ins Gehirn vor, kommt es zu einer Neuroborreliose. „Häufig ist sie durch starke, von den Nervenwurzeln ausgehende Schmerzen, das sogenannte Bannwarth-Syndrom, gekennzeichnet, das vor allem nachts manchmal nahezu unerträglich ist“, sagt Fingerle. Darüber hinaus können Gesichtslähmungen auftreten. Deutlich seltener befallen Borrelien das Herz und rufen dort eine Entzündung hervor, die zu Herzrhythmusstörungen führt.

„Breiten sich die Erreger im Körper aus und dringen ins Gehirn vor, kommt es zu einer Neuroborreliose.”

Neben solch frühen Stadien einer Borreliose gibt es Spätstadien, die sich erst viele Wochen oder gar Monate nach dem Zeckenstich bemerkbar machen. Eine von ihnen ist die Lyme-Arthritis, eine Gelenkentzündung, die vor allem in den Knien auftritt. Typisch für sie sind stark geschwollene, wenig bewegliche Gelenke, die aber meist kaum schmerzen.

Eine weitere Spätfolge ist eine chronische Hauterkrankung, die Akrodermatitis chronica atrophicans, kurz ACA. Dabei verfärbt sich die Haut rötlich-bläulich und wird pergamentartig dünn. Oft beginnt die ACA auf einem Hand- oder Fußrücken, an einem Ellbogen oder Knie. Auch eine Neuroborreliose kann erst Monate nach dem Zeckenstich erstmalig auftreten.

Vor der FSME schützt eine Impfung

Wer vermutet, an einer Borreliose oder FSME erkrankt zu sein, sollte möglichst rasch seinen Hausarzt aufsuchen. Dieser wird eine gezielte Diagnostik vornehmen, bei der unter anderem im Blut nach den Erregern oder den gegen sie gebildeten Antikörpern gesucht wird. Während sich bei einer FSME nur die Symptome bekämpfen lassen, erfolgt die Therapie einer Borreliose mit Antibiotika. Meist kommen dabei die Wirkstoffe Doxycyclin oder Amoxicillin zum Einsatz.

Gegen die FSME gibt es allerdings anders als gegen die Borreliose eine wichtige vorbeugende Maßnahme: die Impfung. „Die Ständige Impfkommission des RKI empfiehlt die FSME-Impfung allen Menschen, die sich in den Risikogebieten in der Natur aufhalten und so mit Zecken in Kontakt kommen können“, sagt Dobler. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, wobei die zweite und dritte ein bis drei beziehungsweise fünf bis zwölf Monate nach der ersten Impfung erfolgen sollten. Weitere Auffrischimpfungen sind altersabhängig alle drei bis fünf Jahre erforderlich.

„Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, wobei die zweite und dritte ein bis drei beziehungsweise fünf bis zwölf Monate nach der ersten Impfung erfolgen sollten.”

Auf festen Wegen ist draußen die Gefahr am geringsten

Neben der Impfung gibt es weitere Möglichkeiten, sich vor einer FSME und auch vor einer Borreliose zu schützen. „Um Zeckenstiche zu vermeiden, ist es ratsam, bei Spaziergängen auf festen Wegen zu bleiben und sich von den Wegesrändern fernzuhalten“, rät Fingerle.

„Wer querfeldein unterwegs ist, trägt vorzugsweise feste Schuhe und zieht sich die Strümpfe über die Hose.“ Denn durch den Stoff hindurch können Zecken nicht zustechen. Unbekleidete Körperteile, die in Bodennähe geraten können, werden am besten mit geeigneten Zeckenabwehrmitteln geschützt. Sie halten die Spinnentiere zumindest einige Stunden lang fern.

„Ist die Zecke noch nüchtern, befinden sich die Borrelien in ihrem Darm.”
Fingerle

Wer eine Zecke auf oder bereits in seiner Haut findet, sollte sie so schnell wie möglich entfernen. „Ist die Zecke noch nüchtern, befinden sich die Borrelien in ihrem Darm“, erklärt Fingerle. „Erst wenn das Tier zu saugen beginnt, gelangen die Erreger im Laufe einiger Stunden in die Speicheldrüsen und von da aus in den Körper des Menschen.“ Je länger die Zecke also in der Haut verbleibt, desto größer ist das Risiko, sich mit den Bakterien zu infizieren.

Die Zahl der FSME-Fälle ist in den letzten Jahren gestiegen

Für die Erreger der FSME gilt dies nicht: „Die Viren befinden sich im Speichel der Zecke und können somit direkt zu Beginn des Stichs übertragen werden“, sagt Dobler. „Auch deshalb ist es in den Risikogebieten so wichtig, sich rechtzeitig impfen zu lassen.“ Vor allem in Süddeutschland und den benachbarten Ländern habe man zuletzt vermehrt Infektionen mit den Flaviviren bemerkt.

Die Gründe hierfür sind noch weitgehend unklar. „Die Zahl der infizierten Zecken scheint jedenfalls nicht zugenommen zu haben“, sagt Dobler. Aber ganz offenbar seien die FSME-Viren aktiver als noch vor einigen Jahren. Man tue also gut daran, vor dem Gemeinen Holzbock auf der Hut zu bleiben.

So entfernen Sie Zecken richtig

  1. Suchen Sie, wenn Sie sich viel draußen aufhalten, Ihren Körper während der Zeckensaison mindestens zweimal täglich, am besten morgens und abends, nach Zecken ab. Nehmen Sie dafür einen Spiegel zur Hilfe oder bitten Sie einen anderen Menschen, zu helfen. Je schneller Sie die Zecke entdecken, desto leichter ist sie meist zu entfernen.
  2. Wenn Sie eine Pinzette oder Zeckenzange benutzen, versuchen Sie, die Zecke so dicht wie möglich über der Haut zu greifen. Ziehen Sie das Tier dann langsam heraus, ohne es dabei zu drehen.
  3. Verwenden Sie eine Zeckenkarte, folgen Sie den Anweisungen des Herstellers. Meist schiebt man mit einer Karte die Zecke parallel zur Hautoberfläche aus der Haut heraus.
  4. Haben Sie kein entsprechendes Werkzeug zur Hand, benutzen Sie Ihre Finger. Selbst wenn der Stechapparat der Zecke dann in der Haut steckenbleibt, kann eine Entfernung des Zeckenkörpers Sie vor einer Infektion mit Borrelien schützen. Und ein in der Haut verbleibender Stechrüssel fällt meist nach kurzer Zeit von selbst heraus.
  5. Eine desinfizierende Salbe, die Sie anschließend auftragen, kann verhindern, dass sich die Einstichstelle entzündet.

Quellen:

  • https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/Z/Zecken/Zecken_node.html
  • https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/1.17_Lyme_Borreliose.pdf
  • Interviews mit Dr. Volker Fingerle und Prof. Dr. Gerhard Dobler am 17. und 21.03.23